Brille Bonow aus Ennepetal

Mobile Augenoptik in Corona-Zeiten

Seit mehr als sieben Jahren hat sich Augenoptikermeister Michel Bonow dem mobilen Augenoptik-Service verschrieben. Auch während der Corona-Pandemie finden Hausbesuche statt. Ein Erfahrungsbericht.
Auto des mobilen Augenoptikers Brille Bonow

Mit diesem Logo auf der Tür fahren Michel Bonow und seine Mitarbeiter zu ihren Kundinnen und Kunden.

© Brille Bonow

„Wir brauchen mehr Zeit für unsere Termine vor Ort bei den Kunden“, erzählt Augenoptikermeister Michel Bonow, Inhaber von Brille Bonow und mobiler Augenoptiker aus Ennepetal. Im Corona-Lockdown dürfen Augenoptikerinnen und Augenoptiker ihre Geschäfte und Stores geöffnet lassen. Wie sieht die Lage bei einem mobilen Augenoptiker aus?

„Die Nachfrage vom mobilen Service ging am Anfang der Pandemie stark zurück. Mittlerweile sind die Terminanfragen auf einem normalen Niveau.“ Bonow berichtet, dass die Kundinnen und Kunden sehr vorsichtig sind. Die Besuche in den privaten Haushalten seien machbar mit den vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen AHA+L (Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen sowie Lüften). „Wir tragen bei den Terminen FFP2-Masken. Ich habe einen Vorrat besorgt.“ Wo es möglich ist, werde auf die großen Zimmer ausgewichen, um mehr Abstand zur Kundschaft wahren zu können. Besuche in Krankenhäusern und Altenheime sind aktuell (Stand: 22.01.2021) verboten. In manchen Einrichtungen können Besuche erfolgen, hier werden von Bonow als zusätzliche Maßnahmen Kittel sowie Gesichtsvisiere getragen. Darüber hinaus hat Bonow Schnelltests für seine Mitarbeiter organisiert. „Die geben mir eine gewisse Sicherheit. Ich selbst bin auch sehr vorsichtig.“ Seine drei Mitarbeiter machen aktuell die Hausbesuche, Bonow selbst steht im (neuen) Geschäft. „Die Kundschaft soll mein Gesicht kennen. Ich will als Ansprechpartner verfügbar sein.“

Michel Bonow. Inhaber Brille Bonow

Michel Bonow ist Inhaber von "Brille Bonow - Ihr mobiler Augenoptiker" in Ennepetal.

© Brille Bonow

Großzügig geplante Termine

Schon bei der Gründung des Augenoptik-Geschäftes legten Bonow und sein Vater Bernd Bonow den Fokus auf den mobilen Service. Der Radius, in dem sie die mobile Augenoptik anbieten, liegt bei rund 100 Kilometern – in alle Richtungen. Ihr stationäres Geschäft war in den ersten sieben Jahren in Witten Bommern. Seit August 2020 liegt es in Ennepetal. Es dient neben dem traditionellen Brillenverkauf auch als Anlaufstelle für die Kunden, als Lager und für die Fertigung der Brillen.

Bonow plant mehr Zeit für die mobilen Termine ein. „Vor Corona habe ich meist eine Stunde eingeplant. Heute plane ich etwa 1,5-2 Stunden pro Besuch ein.“ Nach jedem Besuch müssen, wie im Geschäft, alle Brillen und Geräte desinfiziert werden. „Ich fühle mich wie ein Spediteur – ich plane meine Termine vor, wegen der Fahrerei.“ Bonow kommt seiner Kundschaft weitestgehend entgegen – Termine werden flexibel nach Wunsch vereinbart. Dafür kann es sein, dass er auch mal am Sonntag um 11 Uhr oder abends um 19 Uhr bei den Kundinnen auftaucht. „Zielgruppe ist nicht – wie viele denken – nur die ältere Generation. Wir haben viele Berufstätige, die unter der Woche viel arbeiten und dankbar für die Termine am Wochenende sind. Auf der anderen Seite haben wir Betriebe, bei denen gleich mehrere Mitarbeiter neue Brillen brauchen.“ Ebenso seien Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen, Familien oder Alleinerziehende unter den Anfragenden.

Brille Bonow Gläserkasten für unterwegs mobile Augenoptik

Mit dem Gläserkasten können die Refraktionen vor Ort erfolgen.

© Brille Bonow

Ausbau des mobilen Services

Eine Anfahrtspauschale gibt es erstmal nicht. Sie werde individuell mit dem Kunden vereinbart und ist abhängig von der Entfernung, der Zeit und den Produkten, die am Ende verkauft werden. Auch wird dieselbe Preisliste wie im Geschäft bei den Verkäufen zugrunde gelegt. Für die Brillen wird mit dem Kunden eine Vorauswahl abgesprochen. Eine Auswahl des gesamten Sortiments ist dennoch an Bord. Bis zu 200 Fassungen werden zum Besuch mitgenommen. „Zur Sicherheit. Manchmal sind sich die Kunden nicht sicher, welche Fassung es werden soll.“ Im zweiten Koffer sind neben der klassischen Messbrille inklusive dem Gläserkasten verschiedene Werkstatt Utensilien wie Pads, eine Ventilette und Werkzeug enthalten. Eine elektronische Sehprobentafel für die Refraktionen ist ebenfalls mit dabei. So können die Entfernungen eingestellt und direkt umgerechnet werden. Wer den Hausbesuch macht, bringt die Brille nach Fertigstellung zur Anpassung vorbei – damit die Kunden denselben Ansprechpartner haben. „Wir achten darauf, dass die mobile Kundschaft möglichst innerhalb von sieben bis zehn Tagen mit ihrer neuen Brille versorgt ist. Im Geschäft geht es innerhalb einer Woche. Wir arbeiten mit Stratemeyer zusammen.“

Bonow hat mit Brillen angefangen, später kamen die vergrößernden Sehhilfen dazu. „Der mobile Service hat Zukunft. Ich habe vor, ihn auszubauen.“ Sein Traum der mobilen Kontaktlinsenanpassung ist bislang an den passenden Messgeräten gescheitert. „Wer sich mit der mobilen Augenoptik beschäftigen will, sollte eine Gegenrechnung machen. Bei uns schwankt der Anteil am Umsatz pro Monat zwischen 10 und 50 Prozent. Abhängig von der Corona-Lage, den verkauften Produkten, ob Brillenpartys stattfinden und der Art der verkauften Brillen.“ So sei die Mobilität als Zusatzverdienst zu sehen – als weiterer Service. Neueinsteigern rät er zu einem zusätzlichen stationären Geschäft, über das der Kundenstrom laufen kann. Wer sich für das mobile Arbeiten in der Augenoptik interessiert, kann Kontakt zu Bonow aufnehmen. Bisher sei ausschließlich positives Feedback zurückgekommen. Viele Kunden seien froh, dass es den mobilen Service gibt – sie müssen nicht aus dem Haus und können sich im Kreis der Familie entspannt eine neue Brille aussuchen.