Interview mit Präsident Giovanni Vitaloni

Mido meldet sich 2023 in alter Stärke zurück

Vom 4. bis 6. Februar 2023 erwartet die Mido die internationale Augenoptik in Mailand mit Optimismus. Wegen der hohen Ausstellerzahl wird die Messefläche der weltweit größten Branchenveranstaltung auf sechs Pavillons erweitert. "Mehr Aussteller und mehr Besucher bedeuten mehr Business", sagt Mido-Präsident Vitaloni im DOZ-Interview.
Mido-Präsident Vitaloni

Optimistischer Blick in Richtung 2023: Mido-Präsident Giovanni Vitaloni freut sich über steigende Ausstellerzahlen und setzt auf eine ebenso gute Besucherfrequenz.

© Angela Mrositzki / DOZ

Nach einer ausgefallenen Mido 2020 sowie einer rein digital durchgeführten Messe-Edition in 2021 und einem von der anhaltenden Corona-Pandemie gezeichneten, noch holprigen Neustart im Mai 2022 kündigt die Mido für 2023 ein Comeback in alter Größe, aber vor allem zum bewährten Februar-Termin an. Laut Mido-Präsident Giovanni Vitaloni zeichnete sich schon zum Jahresende 2022 eine wachsende Anzahl an Ausstellern ab. Eine Entwicklung, die bei den Verantwortlichen einer der drei großen Leitmessen der internationalen Augenoptik auch die Hoffnung auf die Rückkehr der Fachbesucher aus aller Welt stärkt.

DOZ: Giovanni Vitaloni, ist die Mido raus aus der Krise, obwohl die Corona-Pandemie, der Ukraine- Krieg sowie die angespannte Energielage andauern?

Was sich heute abzeichnet, ist eine „neue Normalität“, denn nach drei Jahren Pandemie und angesichts der Komplexität der aktuellen geopolitischen Lage haben sich die Unternehmen unserer Branche verändert. Die gesamte Brillenlieferkette, von den großen Firmen und Marken bis zu den kleinsten Zulieferbetrieben, hat eine Notwendigkeit verstanden: Um am Markt wettbewerbsfähig zu sein, muss man sich auf Innovation, Forschung und Entwicklung und da insbesondere auf die Nachhaltigkeit von Materialien und Produktionsprozessen konzentrieren. Aber auch die Messen mussten sich anpassen – einige haben es nicht geschafft, andere versuchen, neue Systeme zu übernehmen, einige gingen sogar gestärkt aus der Krise hervor. Ich bin fest davon überzeugt, dass Präsenzmessen gerade für eine Branche wie die Augenoptik eine einzigartige Möglichkeit sind, Aussteller und Besucher zusammenzubringen. Wenn Menschen sich treffen, ist das immer noch der effektivste und erfolgreichste Weg: Auf diese Weise werden neue Geschäftschancen generiert, Ideen ausgetauscht, Netzwerke aufgebaut. Das geht über das reine Geschäft hinaus und fördert die Kultur der Branche. Aus dieser Überzeugung arbeiten wir daran, bei den kommenden Mido-Editionen zu Zahlen von vor der Corona-Pandemie zurückzukehren. Momentan stimmen uns die Fakten zuversichtlich: Zu den wichtigsten Signalen zählt die Präsenz einiger großer Unternehmen unserer Branche, ebenso wie das Debüt junger Designer, die sich erstmals auf der Mido dem internationalen Markt präsentieren. Ebenso positiv registrieren wir die Rückkehr asiatischer Unternehmen.

In 2023 findet die Mido nur drei Wochen nach der Opti in München statt. Worin unterscheiden sich die beiden Messen?

Der Hauptunterschied liegt darin, dass nur auf der Mido die gesamte, globale „Eyewear Supply Chain” vertreten ist, von Herstellern von Brillengläsern und Maschinen über die großen internationalen Produzenten von optischen Fassungen und Sonnenbrillen bis hin zu kleinen unabhängigen Designerlabeln. Nur auf der Mido sind Aussteller aus fünfzig Ländern vertreten, die anderen Messen haben keinen vergleichbaren internationalen Radius. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Mido zahlenmäßig nach wie vor die größte B2B-Veranstaltung der Eyewear weltweit ist, gemessen an der Ausstellungsfläche mit 26.000 Quadratmetern im Jahr 2022 und 50.000 im Jahr 2019, den Ausstellern – 670 im Jahr 2022 und mehr als 1.300 im Jahr 2019 – sowie den Besucherzahlen mit 22.000 im Jahr 2022 und 59.500 im Jahr 2019. Neben reinen Zahlen bietet Mailand Ausstellern und Publikum vor allem ein großartiges Messeerlebnis und nur wer mindestens eine Mido besucht hat, kennt diesen einzigartigen „Vibe“ der drei Messetage.

Können Sie schon konkret etwas zum Rahmenprogramm und zu den geplanten Veranstaltungen sagen?

Derzeit arbeiten wir noch daran, die Termine und das Programm des Otticlub zu definieren, die ab Januar auf der Mido-Website www.mido.com eingesehen werden können. Wir legen ein besonderes Augenmerk auf die Informationsbedürfnisse von Augenoptikern und erwarten Experten für die diversen Fachgebiete. Zu den Inhalten gehören natürlich auch die Trends der nächsten Saison, ebenso wie nützliche Tools zur Verbesserung des Kundenservices oder der Kommunikation im Geschäft oder über andere Kanäle, um nur einige Themen zu nennen. Ein Fixpunkt der Mido wird selbstverständlich das Thema Nachhaltigkeit sein.

Sind die Schulungen und Konferenzen im Otticlub auch für internationale Besucher interessant?

Es sind Veranstaltungen, die sicher Besucher aus der ganzen Welt und nicht nur aus Italien interessieren, zumal sie simultan ins Englische übersetzt werden.

Hat die Mido aufgrund steigender Kosten für 2023 die Preise für die Standflächen erhöht?

Natürlich sind auch die Kosten für die Mido selbst gestiegen – Mehrkosten, nicht nur für die Energieversorgung. Die Ausgaben für die Beheizung der Hallen im Februar sind erheblich, ebenso wie die Stromkosten durch die Kürze der Tage, aber beispielsweise auch die Kosten von Rohstoffen. Eine leichte Preisanpassung war daher notwendig, doch wie man sieht, hat das die Aussteller nicht abgeschreckt und wir können eine zusätzliche Halle vermelden.

Wie international wird diese Mido sein? Können Sie etwas über die Präsenz der Aussteller aus Europa sagen?

Die bisherige Resonanz der Aussteller hat die internationale Ausrichtung der Mido bestätigt, einschließlich der Präsenz von Firmen aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien, ebenso wie aus England, Spanien, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Österreich, wenn wir einmal nur auf Europa schauen.

Mido Messehallte Eingang

Die Mido findet in den Messehallen der Fiera Milano in Rho statt.

Werden alle großen Player auf der Mido vertreten sein, wird es ein gesunder Mix an Brands und Unternehmen werden?

Wie immer wird die Mido die Gesamtheit der augenoptischen Branche und Segmente repräsentieren, also nicht nur die Hersteller von optischen Fassungen und Sonnenbrillen, sondern auch Hersteller von Gläsern und Kontaktlinsen sowie Werkstattausstattung, Maschinen oder auch Zubehör für Brillen etc. Wichtig ist die Tatsache, dass unsere Aufmerksamkeit auf die gesamte augenoptische Welt gerichtet ist und nicht nur auf die großen Namen der Branche. Die werden auf jeden Fall anwesend sein. Doch darüber hinaus haben wir seit dem vergangenen Jahr die Bereiche, die den innovativsten und experimentierfreudigen Marken offen stehen, auf drei erweitert: Lab Academy, Start-ups vornehmlich aus der italienischen Brillenbranche und ein spezielles Areal, das von der ICE Agency (Agentur für Auslandsförderung und Internationalisierung italienischer Unternehmen) und von der Mido gefördert wird – ein Schaufenster für von der ICE ausgewählte Start-ups. Wir können also wirklich guten Gewissens sagen, dass es eine gesunde Mischung von Marken und Unternehmen geben wird. Dazu gehören selbstverständlich auch die asiatischen Unternehmen, die wieder auf die Mido zurückkehren werden.

In den vergangenen Jahren hat die Mido sich als umweltbewusste Messe positoniert. Welche nachhaltigen Maßnahmen wurden bisher verwirklicht – und was ist noch geplant?

Wir sind der festen Überzeugung, dass es eine Notwendigkeit – oder mehr noch – die Pflicht von Großveranstaltungen wie Messen ist, ihre Ökobilanz zu bewerten und zu verbessern. Deshalb hat die Mido 2019 einen Prozess eingeleitet, der sich auf die Nachhaltigkeit der Messe und die Sensibilisierung unserer Aussteller und Besucher konzentriert. Zusätzlich zu einem Ethik- und Verhaltenskodex, der mit allen unseren Lieferanten geteilt wird, haben wir 2022 die Nachhaltigkeitszertifizierung ISO 20121:2012 erhalten, die das nachhaltige Management von Großveranstaltungen bescheinigt. Schon 2021 wurde die Mido als erste digitale Messe der Branche zertifiziert, um die korrekte, einheitliche und transparente Messung von Daten zu gewährleisten, und erhielt die ISO-20121-Zertifizierung für Nachhaltigkeit.

In Bezug auf den Umweltschutz beabsichtigen wir 2023, die Nachhaltigkeit weiter zu verbessern, nicht zuletzt durch den Einsatz umweltfreundlicher und recycelbarer Materialien, die Reduzierung des Papierverbrauchs sowie die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Wir werden die Messebesucher ermutigen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, indem wir kostenlose Verbindungen zum und vom Flughafen Mailand Malpensa sowie zum und vom Stadtzentrum und kostenlose Züge von den wichtigsten italienischen Städten anbieten. Darüber hinaus belohnen wir mit einem „Green Award” den Stand, der sich durch die Nachhaltigkeit des Aufbaus, den Innovationsgrad und durch Originalität auszeichnet (...).

Ist aus Ihrer Sicht mit möglichen Corona-Beschränkungen zu rechnen?

Die vergangenen zwei Jahre haben uns gelehrt, dass wir in dieser Frage keine Vorhersagen treffen können, aber im Falle größerer Einschränkungen kann die Mido schnell und flexibel reagieren, wie sie es von 2020 bis heute schon getan hat

Der Slogan der aktuellen Mido-Kampagne lautet „New frames of culture”, was genau besagt die Botschaft?

Die Mido 2023-Kampagne „Frames“, die vom neuen Kreativdirektor Max Galli in Zusammenarbeit mit der Mixer Group erstellt wurde, repräsentiert vier Schlüsselpunkte der Veranstaltung: Zeitgeist, Kultur, Mode und Schönheit. Dank der Motive, die in Kooperation
mit dem kenianischen Fotografen Thandiwe Muriu entstanden, soll der internationale Charakter der Messe, sollen Interkulturalität und Inklusivität der Mido zum Ausdruck kommen. Der Claim „The Eyewear State of the Art“ zielt darauf ab, die Werte, die die Messe seit über fünfzig Jahren auszeichnen – sprich Innovation und Tradition, Schönheit und Wandel – sichtbar herauszustellen.

Das Gespräch führte Angela Mrositzki.