Ukrainerin Antonina Turchyn Kriegsflüchtende erzählt: Brillen-Beratung in einem neuen Leben

Stolz blickt Abteilungsleiter Alexander Lange auf seine Mitarbeiterin Antonia Turchyn.

© C. Lendt

Noch gut 1.500 Kilometer lagen vor ihnen, eine ganze Woche würden sie dafür brauchen. In diesem Moment aber sah es so aus, als wäre die Fahrt schon nach wenigen Metern vorbei. Dann wären sie tot wie all die anderen Menschen, die sie in den verkohlten, bombardierten Autos sahen zu beiden Seiten der Straße. „Doch wir hatten einfach Glück“, sagt Antonina Turchyn leise, als sie von ihrer Flucht aus der Ukraine berichtet. Es ist zu spüren, dass es schrecklich für sie gewesen sein muss. Und dass sie erleichtert ist, es aber gar nicht so recht sein mag, weil erstens so viele Landsleute dieses Glück nicht hatten und zweitens ein Teil ihrer Familie zurückbleiben musste.

Die 62-Jährige lebte in Irpin, einem Vorort von Kiew. Bis zum 23. Februar war sie noch arglos zu ihrer Arbeit in die Hauptstadt gefahren, wo sie bei Fielmann Kunden beriet und Brillen verkaufte, bereits seit 17 Jahren. Das Unternehmen betreibt dort 19 Standorte, fast doppelt so viele sind es in der gesamten Ukraine. Am nächsten Tag aber war plötzlich Krieg. Als die ersten Bomben auf Kiew fielen, wurden die Niederlassungen sofort geschlossen. „Bitte bleibt alle zuhause“, teilte der Chef ihr und den Kollegen per Anruf mit. Niemanden von ihnen hat Antonina Turchyn seither wiedergesehen. Zusammen mit ihrer erwachsenen Tochter, deren Sohn und einer Nichte verbarrikadierte sie sich in ihrer Wohnung. Die Sirenen heulten und sie konnten die Raketen über den Dächern hören. „Wir hatten nicht geglaubt, dass es so weit kommen würde, und solche Angst, da nicht mehr lebend rauszukommen.“

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