Fachtagung im November Jenvis-Jubiläum: „Forschung soll kein Elfenbeinturm sein“

Erstveröffentlichung in der DOZ 09|2025.

20 Jahre Jenvis – wenn Sie zurückblicken: Was war der entscheidende Moment, der zur Gründung des Instituts geführt hat?

Prof. Wolfgang Sickenberger: Die Idee entstand kurz nach meiner Berufung nach Jena im Jahr 2004. Ich durfte zuvor während meiner 13 Jahre bei Ciba Vision internationale Erfahrung in Forschung und Entwicklung sammeln. Durch diese Zeit hatte ich bereits mehrere firmenunabhängige Forschungsideen sozusagen „im Gepäck“. Wobei es zur damaligen Zeit recht ungewöhnlich war, dass neuberufene Professoren an Fachhochschulen direkt eine Institutsgründung anstreben. So vergab ich zunächst kleinere Forschungsthemen, eines davon unter anderem an Sebastian Marx im Rahmen seiner Diplomarbeit. Ein Jahr später, exakt am 1.11.2005, gründeten wir dann gemeinsam das unabhängige Forschungsinstitut Jenvis Research am Standort Jena.

Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit der Ernst-Abbe-Hochschule aus? Erhalten Studierende Zugang oder Informationen von Ihnen für ihre Abschlussarbeiten?

Sickenberger: Wir sind ein unabhängiges Institut, haben aber mit der EAH Jena eine sehr enge Kooperation, welche vertraglich geregelt ist. So dürfen unsere Studierenden sowohl die Geräte von Jenvis, als auch die Laboreinrichtungen von uns nutzen. Bei ausgewählten Projekten werden häufig Studierende der Bachelor- oder Masterstudiengänge in die Forschung mit eingebunden. Teils über Abschlussarbeiten, teils aber auch in Projekte wie Special Olympics oder auch bei sport-optometrischen Screenings von Profimannschaften wie der Deutschen Handball- und Fußballnationalmannschaften. Außerdem laufen in Zusammenarbeit mit unserem Fachbereich SciTec an der EAH sogenannte Drittmittelstudien. So partizipieren alle Beteiligten von dieser Kooperation – die Studierenden, die Hochschule wie auch unsere Auftraggeber aus der optischen Industrie. Forschung soll kein Elfenbeinturm sein – das war uns von Anfang an wichtig.

 

Neben den alltäglichen Forschungen untersucht Jenvis regelmäßig zusammen mit Studierenden Profisportler – wie zum Beispiel die U17 Nationalmannschaft des DFB vor einigen Jahren in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena.

© Jenvis

Das heißt, Sie hatten klare Vorstellungen, wie das Forschungsinstitut sein soll. Was war Ihre Vision für Jenvis?

Sickenberger: Es gab damals kaum unabhängige Institute im Bereich Kontaktlinse/Augenoptik/Optometrie in Europa – ganz anders als etwa in Kanada oder Australien. Unser Ziel war es Forschung, klinische Prüfungen und Laborstudien, aber auch den Bereich der Fort- und Weiterbildung am Optikstandort Jena zu bündeln und zusammen zu führen. Dieses Portfolio konnten wir nicht nur durch die bereits bestehende Optiktradition in Jena seitdem stetig ausbauen.

Dr. Sebastian Marx: Kurz nach der Gründung von Jenvis konnte ich das in Jena etablierte Kontaktlinsenstudio Jenalens übernehmen. An einem neuen Standort haben wir neben dem Standbein Kontaktlinse unser Angebot auch auf die klassische Augenoptik, Optometrie und Low Vision erweitert. Das war auch ein Erfolgsfaktor für Studien bei Jenvis. Wir konnten neben den klinischen Studien auch Anwendungsstudien im normalen Augenoptikerumfeld anbieten. Ferner können wir aus einem sehr großen Pool von Kundendaten gezielt potenzielle Studienteilnehmende für die unterschiedlichsten Fragestellungen ansprechen. Wir haben einen gut selektierten Probandenpool, egal ob Jungpresbyope für neue EDOF-Linsen gesucht werden, Sicca-Patienten für neue Behandlungsmethoden, oder Personen für Speziallinsen bei sehr hohen Ametropien oder Keratokonus gebraucht werden. Darunter waren hoch interessante Studien dabei, wie zum Beispiel im Jahre 2006, bei der wir an presbyopen Kontaktlinsenträgern mit Diabetes ein kontaktlinsenbasiertes Glukosemonitoring durchführten.

Wie hat die Einbindung des Kontaktlinsenstudios Ihre Forschungsarbeit verändert? 

Sickenberger: Die enge Anbindung und Nähe zum Markt, wie wir es mit Jenalens haben, erlaubt uns in idealerweise angewandte Wissenschaft in unserem Fachgebiet zu betreiben. Das Wort Fachhochschule oder in English University of applied Sciences braucht die enge Verknüpfung zur beruflichen Praxis. Jenalens ist ein augenoptisches Fachgeschäft mit den Schwerpunkten Kontaktlinse, Optometrie und Low Vision. Durch die enge Kooperation wissen wir genau, was Kunden wichtig ist, welche Produktvorteile wirklich zählen und wie die Kunden auf Dienstleistungen und neue Produkte reagieren. Das hilft uns in unseren Studien sehr, da wir diese Marktnähe direkt in unsere Forschungsfragen einbinden können.

Marx: Ein weiterer Punkt ist ebenfalls entscheidend: Oft wird uns die Frage gestellt, ob man mit (Augenoptik) Studierenden aussagekräftige Studien machen kann. Diese sind in der Regel jung, gesund und haben keine komplexen Sehprobleme. Mit der Kundendatenbank des Kontaktlinsenstudios können wir einen Querschnitt durch die Bevölkerung abbilden und gezielt Studienteilnehmer auch für spezielle Forschungsanfragen einbinden – das hat Jenvis für viele internationale Studienanfragen sehr interessant gemacht. Wir arbeiten hier häufig als einzige europäische Teststelle mit anderen führenden Universitäten und Forschungsinstituten im Rahmen von sogenannten Multicenterstudien eng zusammen.
 

Sie sagten, dass sich das Portfolio im Laufe der Jahre stark erweitert hat. Worauf liegt heute der konkrete Fokus von Jenvis?

Marx: Das Kerngeschäft sind Probandenstudien, sogenannte in vivo Studien mit neuen Sehhilfen und Medizinprodukten. Seit drei Jahren sind wir auch ein ISO-zertifiziertes Prüflabor für nationale und internationale Auftraggeber. Wir testen zum Beispiel Augentropfen-Kompatibilität, optische Materialien und Geometrien von Kontaktlinsen, Intraokularlinsen oder Brillengläsern. Aktuell sind wir stark in der Entwicklung und Testung von neuen multifokalen Intraokularlinsen eingebunden – ein sehr spannendes Feld. Neben den Produkttesten haben wir auch in der Refraktionsbestimmung und in der Diagnostik des trockenen Auges einige international anerkannte Methoden zusammen mit Industriepartnern entwickeln und etablieren können, beispielweise der mit der Firma Oculus entwickelte „Jenvis Dry Eye Report“ im Keratograph 5M, welcher heute als Goldstandard in der Sicca Diagnostik angesehen wird.

Wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken – welche Momente oder Herausforderungen haben sich Ihnen besonders eingeprägt?

Marx: Die Gründung war nicht einfach. Die Hochschule hat uns zwar indirekt unterstützt, konnte uns damals aber nicht als offizielles Institut anerkennen. Dennoch haben wir von Beginn an eng mit den Fachbereichen kooperiert.

Sickenberger: Eine große Herausforderung war die Corona-Zeit – viele Studien mussten pausieren oder wurden abgesagt. Das war für einige befreundete Forschungsinstitute ein sehr harter Einschnitt, da spezialisierte Fachleute nicht mehr weiter beschäftigt werden konnten. Wir haben unser Institut bewusst klein und flexibel gehalten. Diese schwierige Zeit haben wir genutzt, um Publikationen zu schreiben, Laborstudien zu optimieren, aber auch unsere Seminartätigkeiten über Online-Medien weiterzuentwickeln.

Von den Hürden zu den Erfolgen – welche Momente haben Ihnen das Gefühl gegeben: Dafür hat sich alles gelohnt? 

Marx: Ganz klar: Der Dry Eye Report, der 2015 unter die Top 10 der ophthalmologischen Innovationen gewählt wurde. Und natürlich die Zusammenarbeit mit internationalen Experten, von denen wir viel lernen konnten.

Sickenberger: Ja, tatsächlich war auch für mich auf der Produktseite die Entwicklung, Testung und Etablierung einer neuen nicht invasiven Dry-Eye-Diagnostik zusammen mit der Firma Oculus eines der Highlights. Besonders stolz bin ich über die Entwicklung von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden in Forschung und Lehre bei Jenvis. Das Gefühl zu haben, dass wir einen kleinen Beitrag zur beruflichen und persönlichen Entwicklung betragen konnten – das ist lohnenswert! Ich habe einmal nachgezählt: Inzwischen haben 14 unserer aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern promoviert, leiten eigene Forschungsbereiche nicht nur in der Industrie, sondern auch an anderen Universitäten.

Gab es für studentische Arbeiten, welche von Jenvis initiiert waren, internationale Anerkennung?

Sickenberger: Ja absolut. Uns ist es wichtig, dass Abschlussarbeiten nach Fertigstellung publiziert werden. Eine internationale Bühne ist zum Beispiel die Tagung auf der American Academy of Optometry (AAO), eine der größten Optometrietagungen international. Wir animieren die Studierenden im Rahmen von Posterpräsentationen ihre Abschlussarbeiten einzureichen. Es gab einmal ein Jahr bei dem wir zwölf Abschlussarbeiten einreichten – elf davon wurden über den Peer Prozess angenommen. Eine sehr gute Quote, meist werden über die Hälfte der Einreichungen vom Komitee abgelehnt. Damit waren wir in dem Jahr weltweit eine der führenden Universitäten und lagen sogar vor dem bekannten Institut von Lyndon Jones. Das zeigt, wie hoch das Niveau von Abschlussarbeiten aus Deutschland ist – obwohl wir eine vergleichsweise kleine Einrichtung sind. Viele dieser Poster waren Bachelor- oder Masterarbeiten – das ist schon bemerkenswert.
 

Im Oktober 2022 wurden elf Abschlussarbeiten von Studierenden der Ernst-Abbe-Hochschule Jena von einer Jury für die Posterpräsentation der Tagung der American Academy of Optometry (AAO) zugelassen. Für Marx und Sickenberger auch eine Bestätigung ihrer Arbeit bei Jenvis.

© Jenvis

Also ist Jenvis auch ein großer Türöffner für den wissenschaftlichen Nachwuchs?

Sickenberger: Definitiv. Unsere Studierenden konnten dort oft direkte Kontakte knüpfen – zu Promotionsstellen oder späteren Arbeitgebern im In- und Ausland. Wenn man sich traut, kann man viel erreichen. Und wir helfen gerne dabei.

Junge Forschende sind bei Jenvis also mehr als nur „Projektmitarbeitende“. Welchen Stellenwert haben die für Jenvis?

Sickenberger: Einen sehr hohen. Gerade das Arbeiten mit jungen engagierten Menschen ist sehr bereichernd – für beide Seiten! Meist sind unsere Mitarbeiter junge Bachelor- oder Masterabsolventen. Durch die Lehrveranstaltungen vor allem in den Praktika lernt man die Studierenden ein wenig näher kennen und sieht deren Potentiale. Dieser direkte Draht ist sehr wertvoll. Viele meiner früheren Studierenden haben heute selbst führende Rollen in der Branche. Nachwuchsförderung ist fester Bestandteil unserer Arbeit.

Wie wichtig sind Kooperationen mit Industrie und anderen Einrichtungen – sowohl für die Nachwuchsförderung als auch für die Forschung?

Sickenberger: Sie sind zentral. Ohne unser Netzwerk aus Hochschulen, Instituten und Industriepartnern – national wie international – wären viele Projekte nicht möglich. 

Marx: Ein Beispiel ist die CLASS Study Group, mit der wir wichtige Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Kontaktlinsen und Trockenen Augen gewinnen konnten. Es ist ein Zusammenschluss von mehreren führenden Instituten aus USA, Kanada und Jena.

Das klingt alles sehr zeitintensiv. Wie sieht Ihr persönlicher Arbeitsalltag aus? Sie arbeiten schließlich noch anderweitig an der Hochschule und halten Vorträge auf diversen Tagungen.

Sickenberger: Sebastian leitet weitgehend das operative Geschäft. Die strategische und wissenschaftliche Ausrichtung gestalten wir gemeinsam, operativ bin ich projektbezogen ebenfalls häufig als sogenannter PI eingebunden, je nachdem wie es meine Lehrverpflichtungen an der Hochschule zulassen. Außerdem haben wir weitere Mitarbeitende - unter anderem eine Prüfärztin, die für Studien mit ärztlicher Aufklärung benötigt wird. Häufig nehmen wir auch Absolventen zeitlich begrenzt als Prüfer/Investigator mit auf. Studien mit über 100 Probanden und mehreren Sitzungen sind sehr zeitintensiv - das geht nur im Team.

Das spricht für eine sehr gute Organisation und klare Struktur ...

Sickenberger: Ja, in dem Bereich haben wir inzwischen sehr viel Erfahrung und wie schon erwähnt auch einen sehr guten Zugriff auf geeignete Probanden. Wir schaffen es meist, die Studien „in time“ abzuschließen - was in der Medizinbranche eher selten ist und von Herstellern sehr geschätzt wird.

Wie sehr hat sich die Forschungslandschaft in den vergangenen Jahren verändert?

Sickenberger: Die Anforderungen sind deutlich gestiegen – vor allem durch strengere EU-Richtlinien für Medizinprodukte. Das bedeutet mehr Dokumentation, mehr Aufwand – aber auch mehr Sicherheit. Sebastian Marx verfügt hier über einen sehr guten Hintergrund und bringt seine Expertise auch in Normungsgremien ein.

Marx: Besonders beim Messen von multifokalen Linsen hinkt die Normung der Realität hinterher. Die neuen Vorgaben bedeuten für Institute wie unseres einen erheblichen bürokratischen Mehraufwand.
 

Ist der Bereich multifokaler Kontaktlinsen aktuell ein Forschungsschwerpunkt? Oder woran arbeiten Sie derzeit?

Marx: Wir forschen aktuell zum Beispiel an Weiterentwicklungen von multifokalen Intraokularlinsen mit Methoden der virtuellen Implantation – ein Alleinstellungsmerkmal von Jenvis. Außerdem evaluieren wir Biokompatibilität und entwickeln neue optische Designs.

Wie läuft eine Studie mit Intraokularen Linsen bei Ihnen ab? Sie können die Linsen schließlich nicht selbst implantieren.

Sickenberger: Richtig - wir verwenden eine spannende Methodik: die eben genannte virtuelle Implantation. Die Linse wird nicht physisch implantiert, sondern optisch auf die Irisebene abgebildet. Die Probanden sehen dann genauso, wie eine Person mit dieser implantierten Linse. Wir können so echten Probanden verschiedene IOL-Systeme virtuell implantieren und die Seheindrücke vergleichen lassen. Dies ist in allen Entfernungen und unter Kontrastreduktion oder auch unter Blendung möglich – was für die Entwicklung enorm hilfreich ist.

Das klingt fast wie ein Zwischenschritt vor einer aufwändigen klinischen Studie…

Sickenberger: Genau! Klinische Studien mit realen Patienten sind extrem aufwendig, teuer und dauern oft Jahre. Unsere Methode liefert schnell subjektive Sehschärfe- und Kontrastwerte – ganz ohne Operation. So kann die Industrie Prototypen aussortieren und nur die besten für weitere klinische Studien zulassen.

Nutzen Sie dazu ein spezielles Gerät?

Marx: Ja, weltweit gibt es nur fünf dieser experimentellen Geräte. Wir sind eines der wenigen freien Institute, die ein solches System nutzen. Es simuliert verschiedene Sehsituationen, etwa unterschiedliche Pupillengrößen, Blendungen oder Nachtsehen. Hersteller können so Prototypen gezielt vergleichen. Die eigentliche Zielgruppe für solche Linsen können wir hierbei nicht als Testpersonen nutzen, da diese durch die Medientrübung der eigenen noch nicht operierten Augenlinse keine Unterschiede zwischen den Kunstlinsen bemerken würden. Wir nutzen für unsere Studien meist junge Menschen beziehungsweise gesunde und simulieren zum Beispiel den Blick durch multifokale Linsen bei verschiedenen Lichtverhältnissen nach Applikation von Cyclopentholat um die Akkommodation auszuschalten.

Definieren Sie ihren Erfolg durch solche Fortschritte und Ergebnisse? Oder woran machen Sie ihn fest?

Sickenberger: Neben Publikationen zählt für uns vor allem die langfristige Zufriedenheit unserer Partner. Viele arbeiten seit Jahren mit uns zusammen – das ist für uns ein starkes Zeichen.

Zum 20-jährigen Jubiläum von Jenvis veranstalten Sie eine Fachtagung, bei der viele namhafte internationale Speaker auftreten werden. Sind Sie bei diesen Personen offene Türen eingerannt, da viele Ihre Arbeit kennen und schätzen?

Marx: Wir haben viele Referierende schon sehr früh angesprochen und ihnen unsere Idee vorgestellt. Die meisten, die uns kennen, fanden das spannend und wollten uns unterstützen. Insgesamt sind wir also auf offene Türen gestoßen.

Sickenberger: Es ist immer wichtig den eigenen Horizont zu erweitern und nicht nur in der eigenen Suppe zu schwimmen. Daher haben wir uns entschlossen einen Mix aus deutschsprachigen und internationalen Referierenden einzuladen. Unser Tagungsprogramm verspricht neben ein paar historischen Überraschungen vor allem einen Status und Ausblick auf aktuelle Entwicklungen in der Augenoptik und Optometrie. Wir konnten international renommierte Experten für die vielfältigen Themen gewinnen. Die Mehrzahl der Sprecher sind Freunde, ehemalige Mitarbeiter, Wegbegleiter und Forschungspartner von Jenvis Research.
 

Sebastian Marx (links) und Wolfgang Sickenberger wurden mehrfach für ihre Forschungen ausgezeichnet – unter anderem wie hier zu sehen 2019 mit dem Peter-Abel-Preis der VDCO, den sie stellvertretend für die CLASS Study Group entgegennehmen duften.

© Jenvis

Also möchten Sie durch diesen bunten Mix über den Tellerrand blicken?

Marx: Genau. Wir hoffen, dass die Veranstaltung vom deutschen Markt gut angenommen wird. Einige Wunschreferenten haben wir über ein Jahr im Voraus angefragt – alle haben zugesagt, obwohl der 1. November terminlich recht knapp ist.

Welche besonderen Impulse entstehen durch den Referenten-Mix?

Marx: Wir möchten nicht nur Wissenschaft, sondern auch den Alltag des normalen Augenoptikers abbilden. Zum Beispiel bieten wir Workshops über die Zukunft der Kontaktlinse – etwa Smart-Kontaktlinsen oder Linsen als Medikamententräger – an. Ein Schwerpunkt liegt auch auf Sklerallinsen, die in Deutschland entwickelt wurden, lange vom Markt verschwunden waren und nun wieder populär werden.

Gibt es ein persönliches Highlight für Sie? Vielleicht das Abendprogramm im Zeiss-Planetarium?

Sickenberger: Das ist schwer zu sagen, da alle Referierenden auf hohem Niveau sind. Was unsere Veranstaltung besonders macht, ist, dass wir viel Raum für Diskussionen und Austausch lassen. Gerade Networking wird oft vernachlässigt, wir sehen das als ein wichtiger Bestandteil von Fachtagungen.

Marx: Hierzu zählt auch unser Welcome-Abend, um schon vor dem eigentlichen Kongress in Kontakt zu kommen. Natürlich ist auch das Planetarium ein echtes Highlight – aufgrund des 100-jährigen Jubiläums im kommenden Jahr. 

Ein Jubiläum jagt also das nächste…

Sickenberger: So kann man es sagen. Dass wir das Planetarium noch mieten konnten, war eine glückliche Fügung – aber das Datum war bewusst gewählt, da Jenvis am 1. November 2005 gegründet wurde.

Marx: Und 20 Jahre Jenvis sind für uns ein Meilenstein. Wir haben viel erlebt - das wollen wir bei dieser Gelegenheit feiern.

Auf welche Vorträge dürfen sich die Teilnehmenden besonders freuen? 

Marx: Am ersten Tag gibt es Highlights aus Forschung und Entwicklung. Speaker sind hier unter anderem Prof. Lyndon Jones und Brian Tompkins. Der zweite Tag ist umschrieben mit dem Satz „Sehen von Jung bis Alt“. Wir starten mit einem wichtigen Thema: Kontaktlinsenversorgung bei Kindern, unter anderem mit Vorträgen von Thomas Harnisch und Philipp Hessler. Wir haben auch Nachwuchssprecher mit interessanten Fallvorstellungen in unser Programm eingebunden. Beim großen Thema Sehen und Alter darf das Beschwerdebild des Trockenen Auges nicht fehlen. Ferner werden altersspezifische Augenkrankheiten von Kollegen und Forschungspartnern aus der Ophthalmologie und Optometrie vorgestellt.

Das klingt nach einem bunten Mix an Themen.

Sickenberger: Wir haben uns bewusst dagegen entschieden nur ein Schwerpunktthema zu setzten – unser Tätigkeitsbereich ist so vielfältig, daher dieser Themenmix. Das Programm bietet sowohl wissenschaftliche Highlights als auch praktische Inhalte wie zum Beispiel Fallvorstellungen und neue Diagnose- und Versorgungsoptionen. Egal ob Berufspraktiker, Studierende oder Personen mit Meistertitel oder Gesellenbrief – es sollte für alle etwas dabei! 

Trotz der scheinbar guten Planung: Überwiegt derzeit noch die Anspannung oder schon die Vorfreude?

Marx: Ich habe großen Respekt vor der Tagung, auch wenn ich mich darauf freue. Wichtig ist, dass am Tag der Veranstaltung alles reibungslos abläuft und alle Zahnräder ineinandergreifen.

Sickenberger: Ich spüre eine Mischung aus Anspannung und Vorfreude – momentan überwiegt noch die Anspannung. Wir machen vieles in Eigenregie. Ich kenne zwar große Tagungen aus meiner Industriezeit, die ich mitorganisieren durfte – damals jedoch mit Eventagentur, internem Team sowie großem Budget und Werbung. Jetzt haben wir vieles selbst gestemmt. 

Abgesehen von einer erfolgreichen Fachtagung: Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Jenvis?

Sickenberger: Wir wünschen uns eine gewisse Kontinuität in diesen unruhigen Zeiten, neugierige Forschungspartner, einen engagierten Nachwuchs und die Freiheit, neue Ideen umzusetzen und weiterzuentwickeln. Unser Dank gilt allen, die uns bisher begleitet und unterstützt haben - und wir freuen uns auf jede und jeden, der das 20-jährige Jenvis-Jubiläum mit uns feiert.

Geschrieben von

Lisa meinl

Lisa Meinl

Augenoptikermeisterin

Als Augenoptikermeisterin kennt Lisa Meinl die Branche und bringt dieses Know-how beim DOZ-Verlag ein: ob bei der Suche nach Fachautoren und Fachthemen, neuen Ideen für Fachbücher und den COE Campus.

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