Kontaktlinsen-Huckepacksysteme neu betrachtet Einfluss auf die Physiologie des vorderen Auges
25.11.2020
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Seit der Entdeckung Anfang der 1950er Jahre, dass Sauerstoff zur Vorbeugung von Hornhautödemen notwendig ist, gehört es zur Aufgabe der Kontaktlinsenspezialisten, Maßnahmen zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung der Hornhaut zu ergreifen. [1,2] Kontaktlinsen, die den Sauerstoffbedarf der Hornhaut nicht decken, beeinträchtigen Stoffwechsel und Integrität der Hornhaut. Dies kann zum Beispiel zu einer Quellung der Hornhaut, epithelialen Mikrozysten, limbaler Hyperämie, Hornhautvaskularisation sowie Polymegatismus führen. [3, 4]
Die Sauerstoffdurchlässigkeit einer Kontaktlinse wird in der Literatur als Dk/t definiert, wobei D der Diffusionskoeffizient von Sauerstoff im Kontaktlinsenmaterial, k die Löslichkeitskonstante von Sauerstoff im Linsenmaterial und t die Linsendicke ist. [5] Daher bestimmen die Dicke einer Kontaktlinse und die Permeabilität (Dk) des Linsenmaterials die Menge an Sauerstoff, die bei einer gegebenen Temperatur und einem gegebenen Druck durch die Linse diffundiert. Der Dk/tWert ist weithin bekannt und mit international vereinbarten und genormten Methoden zu messen.[6] Dennoch wurde er als Maß für die Sauerstoffzufuhrleistung der Kontaktlinse kritisiert, da es sich um eine physikalische Laborgröße handelt, die keinerlei physiologische Komponente enthält. [7] Als eine Alternative wurde von Brennan der Sauerstofffluss (j) vorgeschlagen, der als Modellvorstellung jedoch von einem „normalen“ Sauerstoffverbrauch der Hornhaut ausgeht und in der Praxis nur minimale Akzeptanz gefunden hat. [8]
Holden und Mertz [9] postulierten im Jahr 1984, dass der kritische Dk/tWert einer Kontaktlinse 87 Einheiten betragen sollte, um eine durch das Tragen über Nacht hervorgerufene Hornhautquellung zu vermeiden. Der Durchlässigkeitswert für eine Linse, die mit offenem Auge getragen wird, sollte mindestens 24 Einheiten betragen, um eine Hornhautquellung zu vermeiden. Höhere Grenzwerte von Dk/t 35 für das Tagestragen und Dk/t 125 für verlängertes Tragen wurden unter anderem von Harvitt und Bonnano vorgeschlagen. [10]
Die Angaben zu den Sauerstoffdurchlässigkeitswerten der Hersteller beziehen sich in der Regel auf Kontaktlinsen der Stärke 3,00 dpt. Faktoren wie etwa Dickenunterschiede der verschiedenen Stärken vom Rand zur Mitte oder bei torischen Kontaktlinsen, können jedoch Einfluss auf die Sauerstoffdiffusionsleistung und einen erheblichen Einfluss auf die Sauerstoffversorgung der Hornhaut und des Limbus haben. [11] Eine Kontaktlinse mit einem DkWert von 91 erfüllt demnach bei einer Stärke von 3,00 dpt (Mittendicke t = 0,07 mm) mit einem Dk/tWert von 130 das Kriterium von Harvitt und Bonnano für das Tragen über Nacht (Dk/t = 125). [10] Im Gegensatz dazu erfüllt die gleiche Kontaktlinse in einer anderen Stärke +6,00 dpt (Mittendicke t = 0,175 mm) mit einem Dk/tWert von 52 das Kriterium für das Übernachttragen nicht (Abb. 1).
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