Ausbildungsmarkt auf historischem Tief

Einbruch von Lehrstellen

Im vergangenen Jahr begannen so wenige Menschen in Deutschland eine Berufsausbildung wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Das meldet das Statistische Bundesamt . Die Folgen könnten schwer wiegen.
Ein Azubi bei der Ausbildung beim Augenoptiker

Ausbildung in einem Augenoptikbetrieb

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Die Berufsausbildung in Betrieben hat 2020 stark gelitten. Im vergangenen Jahr haben rund 465.200 Personen in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Das sind 9,4 Prozent weniger Verträge als 2019, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zwar sind die Ausbildungszahlen seit Jahren tendenziell rückläufig. Der aktuelle Einbruch ist in seiner Höhe aber bislang einzigartig.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zeigt sich angesichts der Zahlen alarmiert. „Azubis, die jetzt nicht ausgebildet werden, fehlen in der Zukunft als Fachkräfte“, sagt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer. Seine Befürchtung: Ähnlich wie in der Finanzkrise könnte die Corona-Pandemie die Ausbildungszahlen langfristig verringern. „Das müssen wir diesmal unbedingt verhindern.“

Industrie und Handel verzeichnen stärksten Rückgang

Einen leichten Zuwachs um 500 Verträge (3,6 %) gab es im Jahr 2020 nur in der Landwirtschaft. In allen übrigen Ausbildungsbereichen sank die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge, so zum Beispiel im Bereich Industrie und Handel um 35.900 (-11,9 %) und im Handwerk um 9.100 (-6,6 %). Gerade im Handel sind viele der besonders durch die Corona-Krise betroffenen Berufsgruppen angesiedelt.

Rückgang betrifft alle Bundesländer

Im Ländervergleich fallen deutliche Unterschiede auf. Zwar sind in allen Bundesländern insgesamt rückläufige Zahlen zu beobachten, die prozentuale Höhe des Rückgangs unterscheidet sich zum Teil aber erheblich. Während in Hamburg (-13,5 %) und im Saarland (-12,4 %) die Zahlen am stärksten abnahmen, fiel der prozentuale Rückgang in Brandenburg (-2,8 %) und Sachsen (-4,8 %) am geringsten aus.

Insgesamt befanden sich am 31. Dezember 2020 nach vorläufigen Ergebnissen rund 1,289 Millionen Personen in einer dualen Berufsausbildung. Im Vergleich zu 2019 (1,329 Millionen) ist die Zahl der Auszubildenden damit ebenfalls rückläufig. Bei der Berechnung der Gesamtzahl werden alle Auszubildenden unabhängig vom Ausbildungsbeginn berücksichtigt. Daher zeigt sich hier der Corona-Effekt nur in abgeschwächter Form.