Experte: "Frühe Diagnose wichtig"

Ein Kind von 10.000 wird mit Glaukom geboren

Glaukome bei Kindern werden meist zu spät diagnostiziert, zudem werde die Häufigkeit des kindlichen Glaukoms unterschätzt. Darauf verweist Prof. Norbert Pfeiffer, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz.
Kind mit blauen Augen

Ein Glaukom bei Kindern ist selten, aber dennoch häufiger als angenommen. Laut der Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie wird in Deutschland etwa eines von 10.000 Kindern mit dem Grünen Star geboren.

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Bei einem Glaukom bei Kindern ist eine frühe Diagnose entscheidend, um eine vollständige Heilung zu ermöglichen. Darauf machte Prof. Norbert Pfeiffer, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Mainz, bei einer Pressekonferenz aufmerksam. Der Mainzer Gutenberg-Gesundheitsstudie zufolge wird in Deutschland etwa eines von 10.000 Kindern mit einem Glaukom geboren. Das seien mehr Kinder als bisher angenommen. In vielen Fällen werde die Krankheit erst diagnostiziert, wenn schon ein Großteil des Sehvermögens unwiederbringlich verloren ist. Daher sei es wichtig zu verstehen, dass eine Glaukom-Erkrankung bei Kindern anders verlaufe als bei älteren Menschen. „Beim kindlichen Glaukom wird der Abflusskanal für das Kammerwasser anlagebedingt nicht richtig ausgebildet, wodurch der Augeninnendruck zu hoch ist.“  Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen die Größe des Augapfels mit steigendem Druck durch die Festigkeit der Lederhaut gleich bleibt, ist die Lederhaut in jungen Jahren noch weich und auf Wachstum ausgelegt, sodass das kindliche Auge auf den ansteigenden Druck mit einer Vergrößerung reagiert und die betroffenen Kinder oft große Augen bekommen.

Genetische Veranlagung zählt zu Risikofaktoren

Zu den Symptomen, die auf ein Glaukom hinweisen, zählt die erhöhte Lichtempfindlichkeit. Die betroffenen Kinder sind leicht geblendet, kneifen dadurch oft die Augen zusammen, haben vermehrten Tränenfluss oder blinzeln häufig. Im fortgeschrittenen Stadium kann es durch den erhöhten Augeninnendruck auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Neben anderen Augenerkrankungen sowie Diabetes Mellitus zählt zu den Risikofaktoren die genetische Disposition. „Sollte in der Familie ein Glaukom-Leiden bekannt sein, sollte man frühzeitig mit den Kindern zum Augenarzt gehen“, rät Pfeiffer.

Statt Medikamente zu tropfen, ist eine hoch spezialisierte Operation bei Kindern mit Glaukom laut Prof. Pfeiffer meist die sinnvollste Therapie. Bei dieser werden die extrem feinen Abflusswege des Kammerwassers mithilfe einer Kanüle unter dem Mikroskop eröffnet, damit diese Flüssigkeit wieder ablaufen kann. Durch ein neues Verfahren, die 360-Grad-Trabekulotomie, könnten die Erfolgsaussichten sogar noch einmal verbessert werden.