Oliver Haugg Augenoptik aus Eichstätt

Augenoptiker erhält Nachwuchsförderungs-Zertifikat

Auszubildende sind nicht immer leicht zu finden. Wenn dann die Sprache eine Barriere bildet, sind die Hürden noch höher. Doch manchmal muss man Menschen eine Chance geben. Oliver Haugg stellte seine Auszubildende trotz fehlender Deutschkenntnisse ein und wurde dafür mit dem Nachwuchsförderungs-Zertifikat der Agentur für Arbeit ausgezeichnet.
Augenoptik Haugg erhält Zertifikat für Nachwuchsförderung

Oliver Haugg bekommt von Johannes Kolb (r.) das Zertifikat für Nachwuchsförderung der Agentur für Arbeit überreicht. Seit einem Jahr bildet er die die Auszubildende Natalia (zweite v.l.) und seit September 2020 auch Rebecca (l.) aus.

© Luis Hausmann

Jedes Jahr verleihen die Agenturen für Arbeit selbstständig Zertifikate für Nachwuchsförderung. Es ist eine Anerkennung für Betriebe, die bei der Suche nach Auszubildenden auch solche Bewerber annehmen, bei denen sich die Lernphase vermutlich schwieriger gestaltet als bei anderen. In diesem Jahr hat der Eichstätter Augenoptik-Betrieb Haugg das Zertifikat erhalten.

Inhaber Oliver Haugg entschied sich vor einem Jahr, eine junge Bewerberin aus Polen einzustellen – nicht nur weil sie die einzige Bewerberin war, sondern weil er der Meinung sei, dass sie die Sprache genauso wie den Beruf des Augenoptikers lernen könne. Ttrotz seiner Bedenken zur Sprachbarriere sieht er seine Entscheidung heute als richtig und wichtig an. Die  18-Jährige Natalia kam fünf Jahre zuvor mit ihrer Familie nach Deutschland ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Mit ihrer Beraterin bei der Agentur für Arbeit suchte sie einen Ausbildungsplatz – als Augenoptikerin oder Bauzeichnerin. Diese vermittelte ein Praktikum, sodass sich Haugg und die Azubine kennenlernen konnten.

Anfangs war die Auszubildende überwiegend in der Werkstatt. Immer wieder packte sie der Ehrgeiz, erzählt Haugg. „Da kommt es schon mal vor, dass sie eine perfekte Formscheibe zuarbeiten möchte und das 25x hintereinander übt. Sie hat eine sehr zähe und ausdauernde Seite.“ Haugg ist stolz auf seine Azubine. „Sie gibt sich die allergrößte Mühe und macht Fortschritte, was sprechen und schreiben angeht. Wir üben den Fachwortschatz genauso wie die Abkürzungen, angefangen bei SPH für Sphäre bis hin zu BGL für Bügel. Und natürlich werden alle Beratungssituationen eingeübt, wir wollen ja, dass die Azubis schnell produktiv und mit Sicherheit uns Arbeit abnehmen.“ Aktuell bildet Haugg zwei Auszubildende aus, Natalia im zweiten Lehrjah und seit September dieses Jahres auch Rebecca im ersten Lehrjahr. Für 2021 habe man bereits eine Azubine gefunden, verrät Haugg freudig. „Jahrelang war das nicht möglich, weil wir niemanden fanden oder niemand auf uns aufmerksam wurde.“

Augenoptik Haugg sei nicht der einzige Betrieb, den man mit einem solchen Zertifikat auszeichnen könnte, wie Peter Kundinger von der Arbeitsagentur Ingolstadt sagt. Die Auszeichnung stehe deshalb auch stellvertretend für andere Firmen, die nicht nur Bewerber nehmen, die von vornherein zu 100 Prozent passen, sondern auch solche, bei denen das Potenzial vorhanden ist, aber denen noch Kenntnisse - etwa der Sprache - fehlen. Alljährlich werden in der bundesweiten Woche der Ausbildung ein Betrieb pro Landkreis mit dem Zertifikat für Nachwuchsförderung ausgezeichnet – nicht nur die Entscheidung bestimmte Bewerber anzunehmen, sondern auch der Erfolg solle damit gewürdigt werden.