SWR testet Refraktion bei Fielmann, Pro Optik und Apollo

Messbrille eines Augenoptikers mit Messgläsern
"Die Refraktion gehört in die Hände der Meister", lautet das Urteil von Wolfgang Hirth, Augenoptikermeister und Sachverständiger
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Der SWR Marktcheck hat die Refraktionskenntnisse von drei Augenoptiker-Ketten in einer Zufalls-Stichprobe getestet. Mit vor Ort im Rhein-Neckar-Gebiet war Augenoptikermeister und Sachverständiger Wolfgang Hirth. Er hat sich für die Refraktionen in den Filialen von Fielmann, Pro Optik und Apollo zur Verfügung gestellt. Der Experte trägt in seiner aktuellen Brille Prismen.

Sein Urteil fällt schnell und eindeutig: Nur ein Meister konnte die Refraktion bei der Stichprobe korrekt ausführen. „Haben Sie einen Meistertitel, ja oder nein?“, sollen die Kunden den Augenoptiker auf Rat von Hirth fragen, bevor sie die Refraktion (durch den Meister) durchführen lassen. Besucht hat der Experte die Fielmann-Filialen in Mannheim und Weinheim. Hirth verdeutlicht seinen Eindruck: „Der Meister muss, wenn der Geselle refraktioniert, anwesend sein, um zu kontrollieren, ob das alles richtig gemacht wird. Das ist aber so nicht zulässig und wird ganz klar in den Arbeitsrichtlinien geregelt!“ Laut den Arbeits- und Qualitätsrichtlinien für Augenoptik und Optometrie (s.S. 108) ist die Refraktion von einem Augenoptikermeister oder Gleichgestelltem nach der Handwerksordnung durchzuführen. Auf Nachfrage bei Fielmann erhält der Experte die Antwort: „… wird jeder Sehtest am Ende des Tages vom anwesenden Meister auf Plausibilität geprüft.“

Apollo kann nicht überzeugen

Auch der Besuch in der ersten Pro Optik-Filiale in Schwetzingen fällt positiv aus. Ein Meister führte die Refraktion durch. In der Weinheimer Filiale hingegen ist die Refraktion nach elf Minuten beendet – ohne auf die Prismen einzugehen. Pro Optik erklärt auf Nachfrage: „… wir gehen von einem Einzelfall aus. Es wurde offensichtlich keine Anamnese und auch kein binokularer Abgleich bei dieser Messung durchgeführt.“

Zum Schluss besuchen die Experten die Apollo Filialen in Weinheim. „Es gab keine Abstimmung auf räumliches Sehen oder auf Doppelbilder. Die Messwerte waren fürs Einzelauge gemessen“, sagt Hirth nach dem Besuch. In Ludwigshafen führt ein Kaufmann für Augenoptik (gelernter Einzelhandelskaufmann ohne Umschulung) die Refraktion durch. Hirths Urteil fällt kurz und knapp aus: „Die Messung und die Verordnung durch Personen eines solchen Qualifikationsgrades sind nicht zulässig.“ Auf Nachfrage bei Apollo erhält der Experte die Antwort: „es entspricht nicht unserem Anspruch und wir werden intern noch einmal dahingehend sensibilisieren.“