Step by Step - Glasberatung mit der App

Zeiss Aalen
„Darf's auch ein bisschen dunkler sein?“ - Sonnenschutz anschaulich und digital demonstriert.
© Alina Korol

In der Augenoptik hat sich in den vergangenen Jahren in puncto Digitalisierung viel getan. Doch wie muss die Anpassung an den Wandel aussehen? Wie verändert die Digitalisierung unsere individuelle Kundenberatung, wie kann der selbstständige Augenoptiker davon profitieren und welche Rolle werden Beratungs-Apps in Zukunft spielen? Ein Überblick über die aktuelle Beratungssituation und wie die Hochschule Aalen mit dem Thema umgeht.

Bereits seit langer Zeit ist die Glaspreisliste das wohl wichtigste Tool der Augenoptiker für die Kundenberatung. Zum einen, um die Preise für die einzelnen Gläser zu ermitteln, zum anderen, um Kunden mit Hilfe der Einlegeblätter die verschiedenen Glasarten und Beschichtungen zu demonstrieren. Heute braucht man die Listen nur noch, um die Preise selbst nachzuschlagen. Denn wer bei der aktuellen Preisliste von Zeiss nach den allseits bekannten Grafiken zur Brillenglasdemonstration sucht, wird nicht mehr fündig. Stattdessen stellt das Unternehmen seinen Kunden nun eine neue App zur Verfügung, die dem Augenoptiker eine zeitgemäße Beratung ermöglichen soll. Mit Hilfe der „Visuconsult 100“ kann er zudem auch die Refraktion und die Zentrierdaten eintragen, um im Anschluss direkt über die App die gewünschten Gläser zu bestellen.

Zeiss Aalen2
„Die App ist ja selbsterklärend!“ Volker Meyer und Silvio
Trüssel (Zeiss, von rechts) diskutieren mit den Aalener
Studenten. @Alina Korol

Im Rahmen der Digitalisierung sticht allerdings die Funktion der Glasberatung besonders hervor. Hier können dem Kunden beispielsweise die Schärfenbereiche von Mehrstärkengläsern anschaulich und verständlich dargestellt werden. Die App bietet ebenfalls die Möglichkeit, mit Hilfe der Kamera die aktuelle Umgebung zum Beispiel durch ein simuliertes Gleitsichtglas oder auch durch eine VR-Brille zu sehen.

„Step by Step“ macht der Augenoptiker mit der Beratungs-App einen ganz klaren Schritt in Richtung Digitalisierung, und trotzdem unterscheidet er sich fundamental vom Onlinehandel. Ob Einstärken-, Gleitsicht- oder Arbeitsplatzbrille, ob Beschichtungen oder Veredelungen - erst im individuellen Beratungsgespräch werden dem Kunden die Unterschiede der möglichen Glastypen und ihre Abbildungseigenschaften verständlich gemacht und innovativ demonstriert.

Auswirkungen auf die Lehre

„Step by Step“ hat dieser Wandel in der Branche selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Lehre.  So gibt es seit diesem Semester im Studiengang Augenoptik/Optometrie an der Hochschule Aalen eine Neuerung im Rahmen der Ausbildereignungsprüfung: Dank der Unterstützung durch Zeiss wird diese Prüfung ab sofort mit Hilfe von iPads abgelegt. Die Studenten des sechsten Semesters unterweisen hierzu „Lehrlinge“ aus dem vierten Semester in der individuellen Glasberatung mit Hilfe des iPads. Dabei standen verschiedene Themen zur Auswahl, wie zum Beispiel Gleitsicht- und Office Gläser, Beschichtungen oder Einstärkengläser. „Step by step mit der Beratungs-App“ wurden die unterwiesenen Studierenden intensiv vorbereitet – sowohl für ihre Verkaufsprüfung am Ende des Semesters als auch für das bevorstehende Praxissemester. In einer engagierten und produktiven Diskussionsrunde mit Zeiss-Mitarbeitern wurden im Anschluss die Erfahrungen ausgetauscht und erste Verbesserungsvorschläge gemacht.

Die Zukunft wird zeigen, inwieweit technische Hilfsmittel wie das iPad oder die VR-Brille im Alltag des Augenoptikers einen Platz einnehmen werden. Generell lässt sich nur sagen, dass diese Art der Beratung große Vorteile mit sich bringt und trotzdem noch eine klare Abgrenzung gegenüber dem Onlinehandel darstellt.

Fiona Wißmann