OCCSEE-Optometriekongress in Kroatien

Amphitheater Pula, Kroatien
In der kroatischen Küstenstadt Pula trafen sich 500 Teilnehmer aus 39 Ländern zum vierten OCCSEE Kongress. Allerdings nicht im
© Ivana Vrnoga/Shutterstock

Die kroatische Küstenstadt Pula war dieses Jahr Veranstaltungsort des vierten internationalen Optometriekongresses OCCSEE (Optometry Congress for Central and South-Eastern Europe) in Zusammenarbeit mit der European Academy of Optometry and Optics (EAOO). Dieser lockte die Teilnehmer nicht nur mit den vielfältigen Workshop- und Vortragsangeboten, mit dem Ziel, neue Ideen für die eigene Praxis zu gewinnen und von den Erfahrungen internationaler Berufskollegen zu profitieren, sondern auch durch interdisziplinäre Ansätze, um den eigenen Bildungsstand zu erweitern.

Mehr als 500 Besucher aus 39 Ländern nahmen an dem Kongress teil. Die Kongressbesucher hatten an drei Tagen die Möglichkeit, 80 Vorträgen und 17 Workshops beizuwohnen sowie 51 Poster zu den Themenbereichen Binokularsehen und Kinderoptometrie, Trockenes Auge, Kontaktlinsen oder Befunde des vorderen Augenabschnittes mit den Autoren zu diskutieren.

Kontaktlinse als Medikamententräger

Teilnehmer des OCCSEE beim Workshop
Praktisch wurde es in den Workshops. Hier
konnten die Teilnehmer viele wertvolle Tipps
mit zurück in den Berufsalltag nehmen.
©OCCSEE

Darüber hinaus trafen sich führende Experten und Interessierte, um in den Gebieten Weiterbildung, Kontaktlinse, Binokularsehen und optometrische Grundversorgung aktuelle Themen zu besprechen. In Kurzvorträgen wurden wichtige Studien zu den neuesten Untersuchungs- und Therapiemethoden präsentiert. So erörterte Jasleen Kaur Jolly vom Oxford Eye Hospital die aktuellen Ergebnisse ihrer Forschungsgruppe zu Netzhauterkrankungen mittels Gentherapie. Diese Behandlung könnte die Zukunft revolutionieren, da eine Kopie des defekten Gens in einem Trägervirus in den subretinalen Raum eingebracht wird. Das spezifische Gen soll den defekten Genteil ersetzen, wodurch ein Voranschreiten der Erkrankung gestoppt werden könnte. Die erste okuläre Gentherapie wurde im Dezember 2017 für die Behandlung der Leberschen kongenitalen Amaurose zugelassen. Hier soll der Gendefekt im retinalen Pigmentepithel geheilt werden. Weitere Augenerkrankungen könnten mit dieser Methode in Zukunft behandelt werden.

Die Auswirkungen der aktuellen Forschung auf die Anwendung im Bereich der Kontaktlinse zeigte Professor José Gonzalez-Meijome auf. So beschrieb er neue Ansätze, die Kontaktlinse als Medikamententräger, als biomedizinischen Sensor in den Bereichen Diabetes und okuläre Hypertonie und als „smarte Kontaktlinse“ mit refraktiv-adaptiven Eigenschaften zur Korrektion der Presbyopie einzusetzen, sowie Materialien der Zukunft mit anti­mikrobieller Wirkung und selbstreinigenden Fähigkeiten.

Aktuelles zum Thema Trockenes Auge wurde von Heiko Pult vorgestellt, der einen Überblick zum TFOS Dry Eye Workshop II (DEWS II) gab. Mile Brujic aus den USA spannte einen weiten Bogen im Bereich der Versorgung von Kunden mit Kontaktlinsen, die über Symptome des Trockenen Auges berichten.

Fallorientiertes Lernen hatte große Bedeutung

Gäste, die einem Vortrag lauschen
Die Besucher lauschten interessiert den 80
Vorträgen, die an den drei Veranstaltungstagen
zu hören waren. ©OCCSEE

Ein moderner Ansatz, den Aspekt des Trockenen Auges zu erfassen und zu bewerten, wurde von Sebastian Marx und Julia Wittekind vorgestellt. Innerhalb eines Workshops demonstrierten sie neueste Untersuchungsmöglichkeiten und deren Implementierung in die opto­metrische Praxis. Große Bedeutung wurde dem fall­orientierten Lernen auf diesem Kongress eingeräumt. So stellten beispielsweise Andreas Berke, Gustav Pöltner und Matjaz Mihelcic Fälle aus der Praxis vor. Interaktiv wurde es bei Sebastian Marx, der mittels „Voting-Tool“ interaktiv mit den Zuhörern diskutierte.

Die Veranstaltung wurde auch zum Austausch von berufspolitischen Informationen genutzt. So trafen sich Vertreter von über 20 Ländern, um über die aktuellen berufspolitischen Entwicklungen zu sprechen. Neben den Landesvertretern der Hochschulen erklärten Vertreter der ECOO, wie sie den einzelnen Ländern unterstützend helfen können. Fabienne Eckert gab einen Einblick in ihre Arbeit und zeigte, wie man zum Beispiel in Brüssel Interessen von Verbänden durchsetzen kann, machte jedoch deutlich, dass die Regulierung von Gesundheitsberufen weiter Ländersache ist und somit eine europäische Harmonisierung des Berufsstandes sehr schwierig ist.

Fazit: Der Kongress wurde von der Universität Velika Gorica sehr professionell organisiert und war sehr gut besucht. Wer Englisch als Kongresssprache nicht scheut, für den war dieser Kongress eine echte Bereicherung. Für 2020 ist ein weiterer OCCSEE-Kongress an der kroatischen Mittelmeerküste geplant.

Autor: Felix Zimmermann