Internationale Branchenzahlen 2017 der GfK

Mann mit Fernglas
Die Augenoptik-Märkte sind stabil, aber inwendig oft in Bewegung.
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„Wohlfühl-Seh-Profis“, „Flaggschiff: Brillenglas“ und „positive Entwicklung des deutschen Marktes“ – das sind einige Schlagzeilen aus den verschiedenen Augenoptik-Studien der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für 2017. Im Laufe des vorigen Jahres präsentierten die Nürnberger Marktforscher sukzessive die neuesten Branchenzahlen für die verschiedenen Segmente Brillenfassungen, Brillengläser, Sonnenbrillen, Kontaktlinsen und -Pflegemittel sowie Kaufverhalten in den vier wichtigsten europäischen Ländern. Außerdem richtete die GfK den Blick auch in die Zukunft.

Gemeinsam mit der Mido hat die Silmo in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Herbst 2017 die Kaufgewohnheiten der Verbraucher und des augenoptischen Marktes in den wichtigsten europäischen Ländern – Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland (EU4) – analysiert und vorgestellt. Der „Optical Monitor“ der GfK erfasst die Umsatzdaten von Sonnenbrillen, Brillenfassungen, Brillengläsern, Kontaktlinsen und Pflegemitteln und wies für das erste Halbjahr 2017 8,9 Mrd. Euro Gesamtumsatz aus. Ein Wert, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weitgehend stabil ist.

„Der Augenoptik-Markt profitierte in den vergangenen Jahren von einer positiven Dynamik und konzentrierte sich auf sein Flaggschiff: Brillengläser“, erklärt Gianni Cossar, Global Director Optics und Eyewear bei der GfK. „Dieses Produktsegment trieb das Wachstum der gesamten Branche durch kontinuierliche Innovation und vertikale Integration von Herstellern und Distributoren voran.“ Kurzfristig verlangsamte sich aber der europäische Markt. Dies sei auf die Änderung der lokalen Gesetzgebung in Frankreich zurückzuführen, die die Möglichkeit der Erstattung von Korrekturlinsen für die Kunden betraf. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 ergab sich für die EU4-Zone ein Rückgang um 0,3 Prozent.

Deutschland: Verkauf von Brillenfassungen und -gläsern steigt

Cossar kommt jedoch zu dem Schluss, dass dieser Trend die langfristigen Wachstumsaussichten dank Gleitsichtgläser und Handelsmarken nicht beeinträchtige, da diese beiden Segmente die unbestreitbaren Entwicklungsmotoren der Branche seien. Auf Länderebene zeigten die GfK-Daten eine positive Entwicklung der Märkte in Deutschland und Spanien (+2,5 bzw. +3,5), während diejenige in Frankreich und Italien rückläufig war (-3,1 bzw. -1,5).Umsatz

In Deutschland entwickelte sich das Wachstum vor allem angetrieben durch den Verkauf von Brillenfassungen als auch von Gläsern (+3,6 bzw. +2,7) positiv, der Verkauf von Kontaktlinsen und Pflegemittel blieb nahezu stabil. Im Gegensatz dazu nahm der Sonnenbrillenverkauf ab. In Spanien hingegen stieg der  Umsatz im Kontaktlinsenmarkt, der zusammen mit den Pflegemitteln ein Wachstum von 6,9 Prozent verzeichnete. In Italien folgte ein negativer Trend beim Sonnenbrillenabsatz (-3,1) sowie bei den Brillengläsern (-3,5). Die positive Umsatzentwicklung der Brillenfassungen (+3,2) glättete den insgesamt negativen Trend des Landes.

Der Brillengläsermarkt war auch 2017 das mit Abstand größte Segment der Augenoptik und erwirtschaftete 58,7 Prozent des Marktwerts der EU4-Zone. Er sank leicht um minus 1,1 Prozent. Der Rückgang bei den Brillengläsern wurde teilweise durch den leichten Anstieg der Brillenfassungen (+1,2) ausgeglichen, der 22,6 Prozent des Umsatzes ausmachte. Sonnenbrillen repräsentierten einen Wert von 9,6 Prozent des Marktwerts und waren damit leicht rückläufig (-1,1). Schließlich nahm das Segment Kontaktlinsen und Pflegemittel neun Prozent des Marktes ein und stieg um 1,4 Prozent an.

Frankreich: Der Wettbewerb ist hart

Die GfK-Daten zeigen, dass der französische Augenoptikmarkt im ersten Halbjahr 2017 um minus 3,1 Prozent auf 3,3 Mio. Euro zurückging. „Der Sektor wird allmählich von der Gesetzgebung vom April 2015 beeinflusst, der die Erstattungsbedingungen für Brillenwechsel verschärft  hat“,  erklärt Emilie Gros, Business Director Optics bei GfK Frankreich. Damit verlängere sich die Verzögerung zwischen zwei Käufen und wirke sich konkret auf die Segmente Korrektionsgläser (-4,8) und Fassungen (-0,7) aus.
Korrektionsfassungen und Sonnenbrillen machten ein Drittel des französischen Umsatzes aus.

„Der Wettbewerb ist hart und intensiv“, sagt Gros. „Wir haben mehr als 1.400 Marken identifiziert,  die  – ohne Distributoren und Exklusivmarken – auf dem Markt aktiv sind, während der Markt rückläufig ist. Dennoch bleiben wir optimistisch, denn einige Marken zeigen eine sehr positive Entwicklung.“

Umsatzvergleich

Kaufverhalten von Brillen- und Kontaktlinsenträgern

Eine weitere GfK-Studie befragte das Kaufverhalten von Brillen- und Kontaktlinsenträgern sowie aktuelle Trends in Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und Deutschland. In Europa war ein moderates Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei gleichzeitig  positiver Konsumentenstimmung zu verzeichnen. In diesem Zusammenhang erlebten die Verbraucher zunehmend interaktive Erlebnisse, und mobile Geräte sind die anerkannten Katalysatoren des Kaufs geworden. Das Ergebnis ist ein zunehmend komplexeres Einkaufserlebnis. In der Branche kommuniziert die GfK in allen Ländern außer Deutschland einen leichten Anstieg des Online-Einkaufs. Unabhängige Augenoptiker und Ketten waren auch 2017 die Eckpfeiler des Einkaufs.

Umsatz der einzelnen ProduktgruppenDie vorrangige Informationsquelle bleibt aus Sicht der GfK das Fachgeschäft. Aber die Unternehmenswebseite des  Augenoptikers gewinnt als digitale Quelle immer mehr an Bedeutung, und auch die Beratung von Freunden, Bekannten und Familienangehörige spielt eine wichtige Rolle. Augenoptiker gelten unter den Befragten als „Wohlfühl-Seh-Profis“, insbesondere in Großbritannien.

Die bevorzugten Materialien sind Kunststoff und Metall (Deutsche bevorzugen erstere, Italiener die zweite Variante). Obwohl die Vollrandbrille in allen fünf Ländern am beliebtesten ist, ist der Verkauf von randlosen Fassungen leicht angestiegen. Beschädigte Gläser oder Brillenfassungen sind laut Studie der Hauptgrund für den Kauf einer neuen Sonnenbrille. Insgesamt ist in allen fünf Ländern ein Anstieg bei Online-Käufen von Sonnenbrillen zu verzeichnen. Die genannten Gründe sind die günstigeren Preise und Rabatte.

Ebendies – der günstigere Preis – wird der wichtigste Grund für den Online-Einkauf in der Zukunft sein, gefolgt von der Lieferung nach Hause und von Rabatten. Die GfK weist aber darauf hin, dass die Aufmerksamkeitsspanne des Käufers (ebenso wie die verfügbare Zeit) stark sinkt,  sodass  das Online-Kauferlebnis schnell und einfach sein sollte. Laut der Konsumforscher wird die Trumpfkarte sein, zukünftige Käufer zu verstehen und Trends vorwegzunehmen, ausgehend vom Prinzip, dass das Einkaufserlebnis mehr Wert hat als der Besitz.

Eintageslinsen-Absatz wächst in Europa

Auf der Silmo in Istanbul präsentierte die GfK Ende November 2017 die Verkaufszahlen von Kontaktlinsen für Deutschland, Österreich und der Schweiz, Skandinavien, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien und das Vereinigte Königreich. In Großbritannien wird jede vierte Kontaktlinse (24,4) verkauft, die in den untersuchten Ländern über den Ladentisch geht. Deutschland liegt mit 13,5 Prozent auf Platz drei, was mehr der großen Einwohnerzahl als der Marktdurchdringung geschuldet ist.

Insgesamt wuchs der Markt in den Ländern um 2,1 Prozent auf fast zwei Mrd. US-Dollar (rund 1,7 Mrd. Euro). Eintageslinsen hatten einen Anteil von 48,1 Prozent (+7,3). Besonders Eintages-Silikonhydrogel-Linsen (+20) und Eintages-Multifokal-Linsen (+41,7) entwickeln sich nach Angaben der Konsumforscher positiv. „Eintageslinsen und insbesondere Eintages- und insbesondere Eintages-Silikonhydrogel-Linsen kommen in fast allen von der GfK verfolgten Regionen in Schwung“, erklärt Gianni Cossar. „Augenoptiker haben das Potenzial von Kontaktlinsen entdeckt, für Frequenz im Geschäft zu sorgen und die Gesamtleistung des optischen Portfolios zu steigern.“

Umsatzvergleich der Produktgruppen

Umsatz im asiatisch-pazifischen Raum steigt

Anlässlich der Hong Kong Optical Fair gab die GfK Anfang November 2017 bekannt, dass der Gesamtumsatz für den Verkauf von Kontaktlinsen in den ersten acht Monaten des Jahres 2017 in fünf asiatisch-pazifischen Ländern (APAC: Regionen in Asien, Australien und Ozeanien, die im Westpazifik oder in der Nähe davon liegen) 491 Mio. Pfund (rund 560 Mio. Euro) erreichte. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent, das laut GfK die höchste jemals gemessene Quote in diesem Bereich ist. Südkorea hält mit 46,6 Prozent des Gesamtumsatzes den größten Marktanteil, während Taiwan mit einem Plus von 8,9 Prozent den größten Aufwärtstrend verzeichnete. „Während die sozioökonomische Entwicklung in der Region weitergeht, wirkt sich das Kaufkraftwachstum der APAC-Konsumenten auch auf ihr Bewusstsein für Augengesundheit aus“, erklärt Cossar.

Die GfK zeigte auch, dass der Trend zu herkömmlichen Kontaktlinsen um 21,5 Prozent zurückging, während Eintageslinsen um 8,7 Prozent zulegten. „Dieser interessante Trend spiegelt sich in einer zunehmenden Aufmerksamkeit für Eintageslinsen im Vergleich zu wiederverwendbaren Kontaktlinsen wider, die in der Industrie oft eine Art Makro-Indikator für die zunehmende Verfeinerung von optischen Produkten und Brillenprodukten darstellt“, erläutert Cossar. Die Ergebnisse der nächsten GfK- Studien werden am 25. Februar auf der Mido vorgestellt.