Intensiv gepulstes Licht (IPL)

abstraktes Auge
Gereizte Augen, entzündete Augenoberflächen und Sehstörungen können in Folge einer MGD auftreten.
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Die Symptome einer Dysfunktion der Meibomschen Drüsen (MGD) können einen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität haben. Diese umfassen unter anderem eine Reizung der Augen, Entzündungsreaktionen der Augenoberfläche und daraus resultierende Sehstörungen. Zum klassischen Management einer MGD gehören neben einer Lidhygiene, die Zufuhr von Wärme, die Expression der Drüsen sowie der Einsatz von Tränenersatzmitteln und Medikamenten. In jüngster Zeit hat zudem die Anwendung von intensiv gepulstem Licht (Intense Pulsed Light, IPL) vorteilhafte Wirkungen bei der Behandlung von Patienten mit einer Dysfunktion der Meibomschen Drüsen gezeigt.

Das Trockene Auge ist eine multifaktorielle Erkrankung der Augenoberfläche, charakterisiert durch einen Verlust der Homöostase des Tränenfilms und begleitet von okulären Symptomen, bei der eine Instabilität und Hyperosmolarität des Tränenfilms, Entzündung und Schädigung der Augenoberfläche und neurosensorische Abnormitäten eine ätiologische Rolle spielen. [1] Das Management des Trockenen Auges ist wegen seiner multifaktoriellen Ätiologie kompliziert. Eine Dysfunktion der Meibomschen Drüsen(MGD) ist die häufigste Ursache für das verdunstungsbedingt Trockene Auge. [2] Eine MGD ist eine chronische, diffuse Störung der Meibomschen Drüsen, meist charakterisiert durch eine Obstruktion der Drüsenausführungsgänge und/oder qualitative/quantitative Veränderungen der Drüsensekretion. [2] (Abbildung 1)

Zur Behandlung der MGD gibt es keinen Goldstandard sondern eine Vielzahl von Optionen. Konservative Maßnahmen umfassen warme Kompressen und Lidrandhygiene. Zu weiteren Maßnahmen gehören Antibiotika, nicht-steroidale und steroidale entzündungshemmende Mittel, essentielle Fettsäuren als Nahrungsergänzung, Hormontherapie sowie eine Kontrolle des Demodex-Befalls. [3] Weitreichendere Verfahren umfassen zudem eine Expression der Meibomschen Drüsen, den Einsatz elektronischer Heizgeräte, intranasale Neurostimulation sowie die Anwendung von intensiv gepulstem Licht (IPL). [3]

Die Anwendung von intensiv  gepulstem Licht (IPL)

IPL wird bereits seit vielen Jahren zur Behandlung einiger epidermaler Erkrankungen, wie zum Beispiel Rosacea, verwendet. [4, 5] Darüberhinaus werden IPL-Systeme zur dauerhaften Haarentfernung beim Dermatologen, in Apotheken, in Kosmetikstudios und mit geringerer Intensität auch zur Selbstanwendung zu Hause eingesetzt. [6-8]

In jüngster Zeit hat IPL auch vorteilhafte Wirkungen bei der Behandlung von Patienten mit einer MGD gezeigt. [4] IPL ist eine breitspektrale, nicht kohärente, polychromatische Lichtquelle mit einem Wellenlängenspektrum von 500 – 1200 nm. Toyos wies 2002 auf die ophthalmologischen Vorteile von IPL hin. [9] Er fand heraus, dass Patienten, die wegen Rosacea mit IPL behandelt wurden, auch eine Besserung der MGD zeigten.

Ziel der Behandlung ist somit eine Verbesserung der Tränenfilmqualität und eine Linderung der Symptome, was in einigen Studien gezeigt werden konnte. [10-13] Die Behandlung kann dabei nur durch IPL oder in Kombination mit einer Expression der Meibomschen Drüsen durchgeführt werden. [5, 14, 15] Der Wirkmechanismus, der dabei zum Effekt der IPL-Therapie führt, ist bisher nicht gut verstanden. Mögliche Mechanismen, mit denen IPL eine klinische Besserung erzielen könnte, sind ein Verschluss abnormaler Blutgefäße unter der Augenhaut, Erwärmung der Meibomschen Drüsen und Verflüssigung des Meibomsekrets, Verbesserung der Synthese neuer Kollagenfasern, Ausrottung von Demodex und Verringerung der Bakterienlast auf den Augenlidern, Beeinflussung des Entzündungszyklus durch Regulierung von entzündungshemmenden Wirkstoffen, Verringerung des Austausches von Hautepithelzellen und Verringerung des Risikos einer Obstruktion der Meibomschen Drüsen. [5]

 

Abb. 1: Verlust von Meibomschen Drüsen im Tarsus des Ober- und Unterlides.
Abb. 1: Verlust von Meibomschen Drüsen im Tarsus des Ober- und Unterlides. © Stefan Bandlitz

 

Abb. 2: Beispiel einer IPL Anwendung
Abb. 2: Beispiel einer IPL Anwendung. © Stefan Bandlitz

Seit der Entdeckung der Vorteile von IPL für MGD-Patienten, gibt es eine Zunahme der Nachfrage und ein steigendes Angebot an Instrumenten für diesen Behandlungsansatz. Die derzeit in Deutschland auf dem Markt vorhandenen Instrumente sind in Tabelle 1 gelistet.

Die Handhabung des Gerätes erscheint relativ einfach und kann durch Schulungen seitens der Hersteller erlernt werden. Die Augen werden mit einer speziellen Schutzbrille abgedeckt, das IPL kommt nur an den Hautarealen um die Augen zum Einsatz (Abbildung 2). Auch die Augen des Anwenders werden mit einer Schutzbrille bedeckt.

Zum Schutz gegen thermische Effekte auf der Haut wird bei einigen Geräten ein spezielles Gel aufgetragen. Andere Systeme kommen mittels eines speziellen Filters, der nur niedrige Wellenlängen passieren lässt, ohne Gel aus (Tabelle 1). Der Fitzpatrick-Score, mit dessen Hilfe der Pigmentierungsgrad der Haut von I (blass-weiß) bis VI (dunkelbraun bis schwarz) klassifiziert werden kann, gibt Aufschluss über die zu verwendende IPL-Energie. [11] Eine Anwendung bei einer stark pigmentierten Haut (Typ VI) ist nicht möglich. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es jedoch keinen einheitlichen Behandlungsplan. Häufig werden vier Behandlungen im Abstand von zwei bis vier Wochen vorgeschlagen. [17, 18] Obwohl die IPL-Behandlung sowohl die Parameter der Augenoberfläche als auch die Symptome von Augenbeschwerden nach einemZyklus von drei Sitzungen verbessert, sind in der Regel regelmäßige wiederholte Behandlungen erforderlich, um Wirkungen aufrechtzuerhalten. [19]

Gupta et al. beschreiben IPL als sicheres und effektives Verfahren zum Management des evaporativ trockenen Auges. [12] Eine retrospektive Überprüfung der Daten von 78 Patienten ergab, dass 90 Prozent unmittelbar nach der Behandlung eine verbesserte Tränenfilmaufreißzeit (BUT von 2,8 sec vor auf 7,2 sec nach der Behandlung), ein verbessertes subjektives Erscheinungsbild des Lidrandes, eine bessere subjektive Qualität des Sekretes der Meibomschen Drüsen sowie eine erhöhte Patientenzufriedenheit aufwiesen. [9] Spätere prospektive Studien scheinen diese frühen Befunde zu bestätigen und zeigen eine Verbesserung der Symptome des Trockenen Auges und/oder der Funktion der Meibomschen Drüsen mit IPL allein oder IPL in Verbindung mit einer Expression der Meibomschen Drüsen oder einer Lichttherapie (Tabelle 2). [5, 10, 14, 15, 20-23] Arita et al. zeigten, dass die Kombination aus IPL und Expression der Meibomschen Drüsen im Vergleich zu einer alleinigen Expression der Meibomschen Drüsen zu einer signifikanten Verbesserungen in Bezug auf Lipidschichtdicke, nicht invasive Aufreißzeit (NIBUT), Aufreißzeit BUT, Lidrandanomalien, Meibomsekret sowie Symptomfragebogen, führte. [15] Probanden mit höherer Tränenfilminstabilität zu Studienbeginn reagieren scheinbar besser auf das Verfahren und sind wahrscheinlich die idealen Kandidaten für die IPL Anwendung. [24]

Übersicht über die IPL-Geräte am deutschen Markt

 

Studien nach der Anwendung von IPL

Die IPL-basierte Technologie wird im Allgemeinen als sicheres Verfahren angesehen, da potenziell schädliche ultraviolette Strahlung typischerweise durch Blockieren von Wellenlängen unter 500 nm gefiltert wird. [25] Eine Schädigung von empfindlichen Strukturen im Augeninneren (z.B. Iris) muss durch das Tragen von geeigneten Schutzbrillen unbedingt verhindert werden. [26, 27] Bei der Anwendung von IPL-Geräten zur Behandlung von Hauterkrankungen wurden in der Vergangenheit folgende Nebenwirkungen berichtet [28]: Verbrennungen, Blasenbildung, Hypopigmentierung, Hyperpigmentierung und, wenn sie großflächig sind, sogar Narbenbildung. In den meisten Fällen von Nebenwirkungen wurden falsche Parameter für die Behandlung ausgewählt, die sich nach der Anwendung und der Hautfarbe oder der ethnischen Zugehörigkeit des Patienten richtet. Darüber hinaus sind sie Komplikationen häufiger in Kosmetikstudios und Einzelhandelskliniken anzutreffen, in denen das Personal nur über geringe Schulungen oder Kenntnisse in der Anwendung von IPL verfügt. [17, 26] In den inzwischen zahlreichen aktuellen Publikationen zu IPL-Geräten bei MGD ist von den genannten Nebenwirkungen bisher nicht berichtet worden. [15, 18, 20, 23, 25, 29-31] Diese Untersuchungen wurden bisher nur an kleinen Patientenpopulationen abgeschlossen, so dass Nebenwirkungen und Langzeitkomplikationen nicht prinzipiell ausgeschlossen werden können. [17] Schuh et al. berichten vom gelegentlichen Auftreten von Hitzeentwicklung, Brennen und Stechen im behandelten Gebiet während, sowie möglichen Hautirritationen, Rötungen und einem Sonnenbrandähnlichem Gefühl nach einer IPL Anwendung. [16]

Fazit

IPL stellt eine vielversprechende Anwendung dar, um den Tränenfilm bei Kontaktlinsenträger und Brillenträger zu verbessern, um somit einen besseren Trage- und Sehkomfort zu erreichen. Geeignet geschulte Anwender sowie einheitliche Leitlinien sind erforderlich, um Fehlanwendungen und Komplikationen zu verhindern.


Dr. Stefan Bandlitz
Dr. Stefan Badlitz

Dr. Stefan Bandlitz ist Dozent an der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln und verfügt über langjährige Erfahrungen in der Versorgung mit Kontaktlinsen sowie im Bereich klinischer Studien zum vorderen Augenabschnitt. Er graduierte zum Master of Science in Clinical Optometry am Pennsylvannia College of Optometry in Philadelphia, USA, und erhielt seinen Doktorgrad von der School of Optometry and Vision Science an der Cardiff University in Wales. Dr. Bandlitz ist Autor zahlreicher Fachpublikationen sowie Referent auf nationalen und internationalen Kongressen. Er gehört zudem der Ophthalmic Research Group, Life and Health Sciences, an der Aston University in  Birmingham an. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Kontaktlinse, bildgebende Verfahren des vorderen Augenabschnitts sowie Veränderungen der Augenoberfläche und des Tränenfilms.