Groß denken: Brillen Müller aus Wittlich ist „Store of the year 2019“

Innenansicht Brillen Müller
Der Verkaufsraum bei Brillen Müller ist in warmen Holztönen gehalten.
© Heikaus / Brillen Müller

Beim Umbau eines Ladens kann man verschiedene Wege gehen. Man kann im Detail verändern oder aber eher radikal alles neu gestalten. Letzteren Weg ist Brillen Müller in Wittlich gegangen: Die Inhaber Alfred, Frank und Sven Winkler nahmen nicht nur eine Erweiterung der Fläche vor, sondern ließen das Gebäude komplett entkernen und vom Experten Heikaus modernisieren. „Groß denken“ lautete die Devise in Wittlich.

Es gibt Momente im Leben, an denen muss man sich entscheiden, welchen Weg man einschlagen möchte. An solch einer Weggabelung stand auch Alfred Winkler. Seit rund zehn Jahren sind seine beiden Söhne Frank und Sven Teilhaber des Geschäfts, das unter dem Namen Brillen Müller im Zentrum von Wittlich (Rheinland-Pfalz) gelegen ist. Mit seinen heute 72 Jahren hätte er das Geschäft auch in seiner ursprünglichen Form an seine Söhne übergeben können, doch Alfred Winkler wollte mehr. Den Bereich Optometrie hatten seine beiden Söhne sowie seine Schwiegertochter zwar langsam aufgebaut, doch sollte dieser auch einen würdigen Rahmen bekommen. „Wenn wir etwas machen, dann richtig“, lautet sein Credo – und so startete ein Großprojekt, an dessen Ende nun ein Laden steht, der im Bereich von Augenoptik und Hörakustik nicht nur in der Eifel seinesgleichen sucht.

1974 hatte Alfred Winkler zusammen mit seinem damaligen Partner Manfred Müller, ehemaliger Präsident des ZVA, das Geschäft gegründet und die Räume in einem Haus an der Burgstraße in Wittlich bezogen. Stetige Modernisierungen des Erscheinungsbilds gehörten dazu, die letzte große Renovierung lag aber schon mehr als 20 Jahren zurück, auch wenn danach immer weiter am Feintuning gearbeitet wurde. Nun aber, kurz vor der endgültigen Übergabe an seine Söhne, sollte nochmals von Grund auf renoviert und modernisiert werden – in einem Ausmaß, das vom ursprünglichen Geschäft nur noch die Grundmauern übrig ließ.

„Kompetenzzentrum der Sinne“ vereint Bereiche Augenoptik und Hörakustik

Einen lokalen Architekten hatte man im Büro Russell-Koglin schnell gefunden und in der Firma Heikaus auch einen Partner für den Innenausbau, der die Bereiche Augenoptik und Hörakustik zu einem „Kompetenzzentrum der Sinne“ zusammenführen sollte. „Wir haben die Grundidee vorgegeben. Verkaufsraum und Untersuchungsräume sollten voneinander abgehoben werden, aber dennoch eine Einheit mit dem Rest des Ladenlokals bilden“, sagt Alfred Winkler. Durch die Übernahme einer ehemaligen Arztpraxis im hinteren Teil des heutigen Ladens konnte die Grundfläche um rund 100 Quadratmeter vergrößert werden und bot die Möglichkeit, den Umbau in zwei Abschnitte zu unterteilen. Im ersten Abschnitt entstanden sowohl die neuen Untersuchungsräume für die Hörakustik als auch die Optometrie. Die drei Hörstudios und Refraktionsräume dort wurden durch ein Farbleitsystem voneinander abgesetzt.

Während die Augenoptik in Magenta erstrahlt, trägt die Hörakustik die Farbe Türkis. Türkis- und magentafarbene, eingelassene LED-Streifen lockern die geschwungenen Wände der Untersuchungsbereiche auf und bieten den Kunden zugleich eine einfache Orientierung. Doch nicht nur die Farbigkeit unterteilt beide Bereiche, auch in Sachen Materialien wurden hier unterschiedliche Akzente gesetzt. Während der Boden in Holzoptik im gesamten Bereich der Augenoptik durchgezogen wurde, haben die Hörstudios einen grauen, langflorigen Teppichboden und eine Wandbespannung mit einem Filzstoff in Türkis, der zudem für eine optimale Raumakustik sorgen soll. Innerhalb von nur rund zwei Monaten entstand der neue Untersuchungsbereich, der für sechs Monate auch in abgespeckter Form die Brillenfassungen beherbergte.

Im Anschluss startete das Großbauprojekt im ehemaligen Ladenlokal. Bis auf die Grundmauern wurde entkernt und nicht nur das Innenleben des Ladenlokals neugestaltet, sondern auch die ganze Fassade aufgepeppt. „Ein halbes Jahr lang war unser Haus quasi völlig verhüllt“, erzählt Winkler.

„Wir haben eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen“

Durch die enge Zusammenarbeit von Heikaus mit den ausführenden Architekten Russell-Koglin konnte auch die Fassadengestaltung ins Konzept aufgenommen werden: eine gestalterische Fusion von „Innen“ und „Außen“ entstand. Außenputz und dessen Farbe, Fensterfarbe und Positionierung sowie Platzierung der Außenwerbung – die gesamte Fassadengestaltung wurde exakt auf das Innenleben abgestimmt. Im Inneren bestimmen warme Holztöne das Erscheinungsbild, Blickfang ist die große beleuchtete Sonnenbrillenwand dem Eingang gegenüber. Von August 2017 bis April 2018 dauerte der Umbau, ehe die Plane fiel und das neue Ladenlokal zum Vorschein kam. „Wir waren gespannt, wie der neue Laden gerade bei unseren älteren Kunden ankommt“, erinnert sich Winkler an die Neueröffnung. Ist der Laden womöglich zu modern? Keineswegs, wie sich schnell herausstellte. „Der Laden wird extrem gut angenommen. Wir haben eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen.“ Eine Atmosphäre, die nicht nur bei der Stammkundschaft gut ankommt, sondern die auch viele Neukunden in den Laden lockt.

Innovationsgrad, Kundennutzen, Erlebniswert und Alleinstellungsmerkmal waren zentrale Gründe, warum der Handelsverband Deutschland auf das neu gestaltete Ladenlokal aufmerksam wurde. „Weder Heikaus noch wir selber haben uns dort angemeldet“, erklärt Winkler. Und doch reichte es, um in der Kategorie Concept Store als „Store of the year 2019“ ausgezeichnet zu werden. Insgesamt hatten sich 50 Einzelhandelsunternehmen beworben, von denen am Ende sechs einen Preis in Empfang nehmen durften.

Nicht nur, aber auch deswegen sagt Alfred Winkler stolz: „Es ist ein Glück, so etwas noch erleben zu dürfen. Es war ein Vergnügen, diesen Umbau zum Ende meiner Dienstzeit noch machen zu dürfen.“ Verbunden mit der Gewissheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.