Euronet-Branchenzahlen: Willkommen zurück in der Normalität!?

Brillenverkauf nach Corona
Normalisierung der Geschäftslage?
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Vorsichtiges Aufatmen in der Branche: Wie die wöchentlichen Euronet-Daten zeigen, scheint die Corona-Krise ihrem Ende zuzugehen: Die Umsätze haben sich erholt und liegen in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Stellt sich die Frage, wer von dem wieder anlaufenden Geschäft am ehesten profitieren wird.

Die Brillenumsätze für 416 Augenoptiker des Euronet-Betriebsvergleichs geben leisen Anlass zur Hoffnung, dass die Krise ihrem Ende zugeht: Die Einnahmen der letzten Woche (KW 22) liegen signifikant über denen der beiden Vorjahre. Das Plus von 9,1 Prozent gegenüber 2019 und 4,5 Prozent gegenüber 2018 muss allerdings relativiert werden, weil die Vergleichswochen je einen Feiertag hatten (Christi Himmelfahrt 2019, Fronleichnam 2018).

Euronet Umsätze Augenoptik vom 03. Juni 2020
Screenshot der Umsatzzahlen vom 03.06.2020 (© Euronet)

Trotzdem scheint sich das Geschäft weiter zu normalisieren und zu stabilisieren. Ein Grund, die Sektkorken knallen zu lassen? Eher nicht. Denn schaut man auf den gesamten Jahresverlauf (KW 1 bis KW 22) beträgt das Minus im Vergleich zum Vorjahr 19,7 Prozent und im Vergleich zu 2018 immer noch 15,2 Prozent. Entscheidend wird es mithin für das Gesamtjahr sein, inwieweit das Minus wieder kompensiert werden kann.

Frequenzschwache Betriebe als Kompensationsgewinner?

Geht man davon aus, dass 2/3 aller Käufe von Korrektionsbrillen medizinisch bedingt, also notwendig sind, hat sich in den vergangenen Corona-Monaten ein größerer Bedarf angestaut. Es müsste zu einem Nachholeffekt kommen. Die Frage ist allerdings, wer von diesem am ehesten profitiert.

Für frequenzstarke Betriebe dürfte es weitaus schwieriger werden, von diesem Nachholeffekt zu profitieren. Denn die diversen Hygieneregeln (Distanzvorschriften und damit einhergehende Kundenobergrenzen) bremsen ebenjene Frequenz stark ein. Hier kehrt sich der oft beklagte Nachteil vieler augenoptischen Betriebe in einen Vorteil um: Frequenzschwächere Betriebe können einen stärkeren Kundenzustrom locker verkraften, ohne gegen Hygieneauflagen zu verstoßen.

Und noch zwei weitere Aspekte könnten beim Nachholeffekt von Bedeutung sein: Je älter die Kundschaft und ländlicher die Lage, desto solventer und treuer sind die Kunden in der Regel. Während z.B. junge Stadtmenschen angesichts der wirtschaftlichen Einbußen und Unsicherheiten vielleicht eher die Anschaffung einer neuen Brille herauszögern oder sich von preisgünstigen Angeboten locken lassen, dürfte das bei der oben skizzierten Klientel nicht unbedingt der Fall sein. Aber wie auch immer die Ausgangslage jedes einzelnen Betriebes ist: Entscheidend sind nun zielgerichtete Aktivitäten, um das Corona-Jahr noch erträglich-passabel zu beenden.