EssilorLuxottica & GrandVision: Fusion geplatzt?

Lufballon mit GrandVision-Logo und Hand mit Nadel
Scheitert die geplante Übernahme von GrandVision durch EssilorLuxottica?
© Adobe Stock / vpanteon, GrandVision; Montage: DOZ

Die geplante Übernahme von GrandVision durch EssilorLuxottica steht laut einem Bericht der niederländischen Zeitung Het Financielle Dagblad (FD) vor dem Aus. Sowohl der französische-italienische Konzern als auch der Augenoptikerfilialist wollen dem Bericht zufolge aus dem Fusionsdeal aussteigen. Im Juli hatte der Branchenriese rechtliche Schritte gegen GrandVision eingeleitet, um zu erfahren, ob während der Corona-Pandemie gegen den Fusionsvertrag verstoßen wurde (die DOZ berichtete).

Bei der Gerichtsverhandlung in Rotterdam argumentiert EssiLux, dass GrandVision gegen die Vereinbarungen verstoßen habe, indem Zahlungen an Ladenbesitzer und Lieferanten ausgesetzt und staatliche Hilfen beantragt wurden, ohne die Zustimmung von ihnen einzuholen. „GrandVision stimmte einer vertraglichen Verpflichtung zu, den Kurs nicht zu ändern. Aber sie haben ihren Kurs drastisch geändert“, erklärte der Anwalt von EssilorLuxottica, Jeroen Kortmann, laut der Nachrichtenagentur Reuters am 10. August vor Gericht.

EssiLux: Ausstieg aus dem Deal?

„Wir müssen wissen, welche Maßnahmen wann und wo ergriffen wurden und welche Auswirkungen sie hatten (…). Um zu erfahren, welche Verstöße gegen die Vereinbarungen getroffen wurden und ob das EssiLux das Recht gibt, die Abmachung zu überdenken“, fügte Kortmann hinzu. GrandVision erklärte, EssiLux suche lediglich nach einem Grund, um aus dem Geschäft auszusteigen. Man habe frühzeitig über alle Corona-Maßnahmen informiert und sei nicht vom Kurs abgewichen, so Reuters.

Dass die Fusion am Ende wirklich noch scheitern könnte, zeigt laut FD die Aussage von Mel Groot, der CEO von GrandVision-Großaktionär HAL, am Ende der fast sechsstündigen Anhörung: „Bitte lassen Sie sie [Anm. d. Red.: EssilorLuxottica] gehen und geben Sie mir diese 400 Millionen Euro“. Bei den Übernahmeverhandlungen vor knapp einem Jahr vereinbarte der französisch-italienische Konzern nur gegen eine Zahlung von 400 Millionen Euro auf den Kauf von GrandVision zu verzichten. Doch diese Vereinbarung sei hinfällig, wenn gegen die Abmachungen im Kaufvertrag verstoßen wurde.

EU will Zugeständnisse für GrandVision-Kauf

GrandVision verstößt nach eigenen Angaben nicht gegen den Fusionsdeal: „Wenn man sieht, dass der Umsatz zusammenbricht, muss man entsprechend handeln“, zitiert die FD die Anwälte von GrandVision. Sie werfen EssilorLuxottica vor, versucht zu haben, aus dem Geschäft auszusteigen, ohne eine Gebühr zu zahlen.

Am 24. August wird eine Entscheidung des Gerichtes über das weitere Vorgehen erwartet. Seit Februar ist bekannt, dass die EU eine vertiefte Prüfung der Transaktion vornimmt. Am 20. August soll von der EU-Wettbewerbsbehörde eine Entscheidung fallen. EssilorLuxottica muss der Financial Times zufolge bei seiner geplanten Übernahme Zugeständnisse machen. Nach dem Willen der EU-Kommission soll EssiLux in Italien und anderen EU-Ländern Filialen verkaufen, um eine Genehmigung für den Zukauf zu bekommen (die DOZ berichtete).