Essilor und Brille24 wollen „Drive-to-Store-Modell“ in Deutschland einführen

Grafik von online zu offline
Von online zu offline - das neue Konzept von Essilor und Brille24.
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Digitalisierungsgetriebene Entwicklungen werden die augenoptische Branche auch in Zukunft verändern. Bereits bekannte Elemente sind die Online-Refraktion, die Online-Anpassung und der Online-Verkauf sowie unterschiedliche Kombinationen aus online und stationär mit dem Fachhandel. Und diese sind vielfältig. Für Unternehmen und Augenoptiker geht es dabei in den meisten Fällen um das Stichwort “Multichannel“ und darum welche Möglichkeiten sich mit Blick auf Handel, Produkte und Kommunikation ergeben.

Brillenglashersteller Essilor Deutschland und Online-Experte Brille24 treten mit einem entsprechenden Konzept jetzt erstmals vor die breitere Öffentlichkeit. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 16. Mai in Frankfurt am Main präsentierten die Unternehmen ihr “Drive-to-Store-Modell“. Dieses soll im Oktober dieses Jahres in die Testphase mit 50 Partneraugenoptikern gehen. Ein jüngst gegründeter Beirat mit gegenwärtig 18 Mitgliedern nimmt in dieser Zeit die beratende Funktion ein. Nach der Pilotphase wird es den Angaben zufolge weitere Beiräte geben. Mehr über die konkrete Arbeit des Gremiums und seinen Einfluss auf die Entwicklung des Konzepts erfahren Sie in der Juliausgabe der DOZ.

Innovation, neue Impulse und Partnerschaft

Mit dem Drive-to-Store-Modell unterstreicht Essilor eigenen Angaben zufolge seinen Innovationsanspruch und gibt dem augenoptischen Markt auf diese Weise neue Impulse – die enge Partnerschaft mit dem stationären Augenoptiker dabei fest im Blick.

Im Zentrum des Drive-to-Store-Modells steht ein Online-Portal. Dort können sich die Besucher des Portals über das gute Sehen und über die augenoptischen Produkte informieren. Einfache Produktlösungen indes können sie dort auch online kaufen. „Ganz gezielt werden wir die Nutzer des Portals dabei immer wieder auf die Wichtigkeit der Beratung durch einen Augenoptiker vor Ort und die Bedeutung regelmäßiger Sehtests hinweisen und sie motivieren, einen Sehexperten vor Ort für eine Beratung aufzusuchen“, betont Alex Versteeg, Geschäftsführer Essilor Deutschland.

Ein auf der Plattform integrierter Store Locator soll die Suche nach einem Augenoptiker erleichtern und eine Online-Terminvereinbarung soll die Besucher direkt in die Geschäfte der Partneraugenoptiker routen. Vergleichbare Erfahrungen mit dieser Art der Customer Journey sammelte Essilor unter anderem bereits mit dem „All About Vision“-Portal in den USA.

Das Angebot des Drive-to-Store-Modells umfasst Korrektionsbrillen, Sonnenbrillen, Kontaktlinsen und eine neue Fassungskollektion, die Brille24 entwickelt hat. Diese kann der Verbraucher dann auf der Online-Plattform und in den Geschäften der Partneraugenoptiker erwerben. Markengläser von Essilor wird es auch weiterhin ausschließlich vor Ort im Augenoptikfachgeschäft geben. „Anspruchsvolle Designs mit starker Personalisierung kann der Augenoptiker mit seiner Expertise sehr viel besser vor Ort anbieten (…)“, erklärt Versteeg.

„faire Verteilung von Umsatz und Gewinn“

Demnach soll eine Provisionsvereinbarung dafür sorgen, dass die teilnehmenden Augenoptiker auch von den online auf der Drive-to-Store-Plattform getätigten Verkäufen profitieren. Das Drive-to-Store-Modell zeichnet sich laut Essilor durch eine „faire Verteilung von Umsatz und Gewinn“ aus. Diese richte sich danach, hieß es dazu weiter, ob der Verbraucher online oder im Geschäft kaufe. Die Provisionierung arbeite man derzeit weiter aus, so Versteeg.

Bernhard Nuesser
Bernhard Nuesser, President
Online and Member of the
Management Commitee of
Essilor ©Essilor

Mit der Expertise von Brille24 im Bereich Künstlicher Intelligenz soll zudem die „Micro Kundensegmentierung“ vorangetrieben werden. „Damit kommen wir der weiter steigenden Nachfrage nach maßgeschneiderten Informationen und individualisierten Produkten und Services nach und können die Partneraugenoptiker bei ihrer Beratung vor Ort noch effektiver unterstützen“, weiß Johannes Korves, Geschäftsführer von Brille24.

 „Mit dem Drive-to-Store-Modell werden die teilnehmenden Partner-Augenoptiker ihre Positionierung im wachsenden Gesundheitssektor ausbauen, ihre Schlüsselrolle als Spezialist für gutes Sehen stärken und das Einkaufserlebnis vor Ort erhöhen können“, fasst Frank Walenda, Network-Director Essilor/Brille24, zusammen. “Wir laden ein, daran teilzuhaben und gemeinsam mit uns von den digitalen Möglichkeiten zu profitieren.“

Die DOZ sprach unterdessen mit Bernhard Nuesser, President Online and Member of the Management Commitee of Essilor, über das “Drive-to-Store-Konzept”. Dieses wird zunächst allein im deutschen Markt getestet.

DOZ: Welches strategische Ziel verfolgen Sie mit dem Konzept?

Bernhard Nuesser, President Online and Member of the Management Commitee of Essilor: Die Art und Weise, wie sich Menschen informieren und einkaufen, wird immer digitaler. Fast 90 Prozent aller potenziellen Kunden, die sich für ein Produkt interessieren, informieren sich vorher im Internet. Nach dem Motto „Research online, purchase offline“ lässt sich jeder dritte Kunde im Internet inspirieren, bevor er sich zu einem Kauf im Fachgeschäft entschließt. Genau hier greift das Drive-to-Store-Modell, mit dem wir gemeinsam mit unseren Partneraugenoptikern neue Kundenpotenzial erschließen und Verbraucher noch effizienter und individueller bedienen wollen.

Das komplette Interview erscheint in der DOZ 06|2019 am 31. Mai 2019.