DOZ 9-2013 Vorschau - page 8

LESERBRIEFE
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DOZ
09 | 2013
Anmerkungen der Autoren zum Leserbrief
von Dr. Fritz Gorzny
Im Artikel „Visuelle Defizite und Lese-Rechtschreib-Proble-
me bei deutschen Schulkindern der dritten Klasse“ (DOZ 05
und 06-2013) werden Schulkinder auf Zusammenhänge von
visuellen Defiziten mit Lese-Rechtschreib-Problemen unter-
sucht. Es handelt sich um eine Studie, in der epidemiologi-
sche Daten zur Häufigkeit von visuellen Auffälligkeiten und
von Lese-Rechtschreib-Problemen erhoben werden. Dr.
Gorzny vermisst eine Randomisierung und Verblindung in
dieser Studie. Hierzu ein Exkurs in den Bereich wissen-
schaftliches Arbeiten: Beim Studiendesign unterscheidet
man Beobachtungsstudien und experimentelle Studien. Nur
in experimentellen Studien wäre Randomisierung und Ver-
blindung sinnvoll, z. B. bei der Frage ob eine Therapie besser
oder schlechter als eine andere wirkt. Im vorliegenden Falle
handelt es sich, für den Leser offensichtlich, um eine Beob-
achtungsstudie. Eine Intervention ist dabei nicht vorgese-
hen, Randomisierung und Verblindung sind weder üblich
noch zweckmäßig.
Leserbrief zur Studie „Visuelle Defizite und Lese-Recht-
schreib-Probleme bei deutschen Schulkindern der dritten
Klasse“ von Michaela Friedrichs, Sarah Smitkiewicz und
Hans-Jürgen Grein, DOZ 05 und 06-2013
Sehr geehrte Frau Höckmann,
ist H. J. Haase schon endgültig gestorben?
Mit großer Verwunderung habe ich die Ausführungen der
Autoren /-innen obiger Studie gelesen, die mit großer Bravour
das Hauptproblem bei visuellen Störungen im Zusammenhang
mit Lese-/Rechtschreibstörungen, nämlich das der Fusionsstö-
rung durch assoziierte Heterophorie, umgangen sind. Dabei ist
es doch nun seit Jahrzehnten Standard, dass korrigierte Emme-
tropie (in dem Alter der Drittklässler aus forensischen Gründen
möglichst noch gemessen in Cycloplegie) und korrigierte Ortho-
phorie gemessen nach dem assoziierenden Verfahren nach H. J.
Haase am Polatest als Grundvoraussetzung für einen beschwer-
defreien und energiesparenden Lese-/Schreibvorgang vorhan-
den sein müssen. Andernfalls können Probleme auftreten.
In der Studie, die, da weder randomisiert noch doppelverblin-
det, keine wissenschaftliche Aussagekraft besitzt, werden diver-
se Testverfahren angewendet, die weder standardisiert noch
messtechnisch vergleichbar sind und auch nicht verglichen wur-
den. Die Ergebnisse werden überwiegend im Konjunktiv ausge-
drückt und in eine vage Beziehung zum Problem LRS gebracht.
Die Kernaussage lautet also, wenn auf irgendeinem geteste-
ten Bereich visuelle Störungen auftreten, könnte – muss aber
nicht – ein Zusammenhang zwischen visueller Störung und LRS
bestehen. Dann sollte eine optometrische Untersuchung auf die
Qualität/Quantität (?) der Augenbewegungen stattfinden. Und
dann? Die Konsequenz lassen die Autoren offen und den armen
Schülern bleibt nur wenig Hoffnung auf effiziente Hilfe. Denn im
Falle einer Störung durch eine assoziierte Esophorie begleitet
von latenter Zwangshaltung des Kopfes, wie ich sie in den meis-
ten Fällen von LRS beobachte, ist eine sinnvolle orthoptische
Übungsbehandlung oder ein vergleichbares Visualtraining prak-
tisch wirkungslos, wenn nicht die Physiologischen Vorausset-
zungen Emmetropie und Orthophorie hergestellt wurden.
Mit Beunruhigung beobachte ich diesen Wandel von der
stabilen physiologisch-anatomischen zu einer versuchsweisen
labilen und temporären Korrektion visueller Störungen im Sinne
der anglo-amerikanischen Funktionaloptometrie. Nach meinen
Beobachtungen werden die Amerikaner ihr Legasthenie-Pro-
blem auf diese Weise nicht los. Wir aber auch nicht, wenn wir
Haase vergessen. Den Ophthalmologen wäre dies sehr recht, be-
reitet denen doch das Problem „Winkelsichtigkeit“ und deren
prismatische Korrektion noch immer so arge Beschwerden, dass
sie in ihrer neuesten Legastheniebroschüre expressis verbis
wieder auf die „Gefährlichkeit“ dieses exzellenten und bewähr-
ten Verfahrens hinweisen. Die Orthoptistinnen haben offensicht-
lich die ihnen erwachsende Konkurrenz durch die Visualtrainer
noch gar nicht zur Kenntnis genommen.
Leidtragende bleiben die unvollständig versorgten Kinder
und Schüler. Mich wundert, dass bei der hochkarätigen Zusam-
mensetzung des wissenschaftlichen Beirats der DOZ die gravie-
renden konzeptionellen Defizite der Studie nicht aufgefallen
sind.
Insgesamt sicher eine enorme Fleißarbeit der Autoren…
„tamen est laudanda voluntas“
Fritz Gorzny, Vizepräsident der IVBS
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