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AKTUELL
SERIE FRAUEN IN DER AUGENOPTIK
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DOZ
08 | 2013
Der prozentuale Geschlechteranteil in
der Augenoptik verschiebt sich laut ver-
schiedener statistischer Quellen immer
deutlicher in Richtung der Frauen. 2010
waren laut ZVA 77 Prozent des be-
ruflichen Nachwuchses weibliche Aus-
zubildende. Doch was bedeutet die
zunehmende „Weiblichkeit“ für die
Branche: Stagnation oder Chance? Wie
reagieren Betriebe, Industrie und Insti-
tutionen, um aus dieser Tatsache einen
Vorteil für die Zukunft zu ziehen? Und
das in Zeiten, in denen Themen wie der
Fachkräftemangel und die Nachfolge-
problematik die aktuelle Diskussion in
der Augenoptik dominieren.
Schon heute ist es schwer, innerhalb der
Augenoptik gut ausgebildetes Personal
zu bekommen, in der Branche zu halten
oder gar für Führungsaufgaben zu begeis-
tern. Stellt sich mittelfristig die Aufgabe,
Frauen zu fördern? Oder ist spezielle
Frauenförderung einfach nur Quatsch?
Schließlich wird der Überhang der
Frauen geradezu natürlich dazu führen,
dass immer mehr in führenden Positio-
nen landen. Augenoptikerin und Trainerin
Dorothea Maisch erklärt, warum es Sinn
machen könnte, an dieser Stelle keine
Klischeeschubladen zu bedienen: „Gera-
de für die Zielgruppe der Frauen, die sich
weiterentwickeln wollen, ist es wichtig,
separate Fortbildungen anzubieten. In den
Seminaren mit ihren männlichen Kolle-
gen gehen die Bedürfnisse dieser Frauen
oft unter. Dies bestätigen mir die Teilneh-
merinnen meiner – speziell für Frauen
konzipierten – Seminare immer wieder.“
Zentrale Fragen zum
Thema „Frauen in der
Augenoptik“
z
Wie wirkt sich der stetig wachsende
Frauenanteil insgesamt auf die Auf-
stiegschancen in der Branche aus?
z
Gibt es Unterschiede bei der Beschäf-
tigung von Frauen zwischen Einzel-
handel und in Filialbetrieben?
z
Wie viele Frauen sind bereit, Füh-
rungsverantwortung zu übernehmen
oder als Unternehmerin einen eigenen
Augenoptikbetrieb zu leiten?
z
Wie vereinbaren Frauen Familie, Beruf
und Karriere in dieser Branche?
z
Wer fördert bereits heute Frauen ge-
zielt in der beruflichen Entwicklung?
Mangelware:
Übergreifende branchen-
relevante Statistiken
Um an aussagekräftige Kennzahlen zum
Thema „Frauen in der Augenoptik“ zu
kommen, sind branchenrelevante Statis-
tiken verschiedener Institutionen und
Ansprechpartner heranzuziehen: So stellt
beispielsweise der Baden-Württember-
gische Handwerkstag (BWHT) fest, dass
die Ausbildung zum Augenoptiker zu den
Berufen mit steigendem Frauenanteil
zählt. Während 1965 noch 30,7% der
Auszubildenden weiblich waren, sind es
nach neuesten Zahlen des Zentralverban-
des der Augenoptiker (ZVA) bereits 77%
in 2010 (Tab. 1). Vorsicht: Hier werden
länderspezifische Zahlen aus dem Jahr
1965 mit bundesweiten Zahlen vergli-
chen. Der ZVA unterscheidet aber bei-
spielsweise erst seit 2010 zwischen Män-
nern und Frauen in seiner Statistik.
Eine zuverlässige Datenbasis, auf die
sich in den folgenden Ausführungen
immer wieder bezogen wird, bietet die
Branchenstrukturerhebung des ZVA von
2010. Daran haben sich 970 Hauptbe-
triebe mit insgesamt 1.126 Geschäften
beteiligt. Einschränkend gilt allerdings,
dass die Ergebnisse dieser Studie nur
den Branchentrend für Augenoptikge-
schäfte – ohne Großfilialisten – wider-
spiegeln und damit kaum Aussagekraft
über die gesamte Branche haben.
Im Einzelhandel gilt das
klassische Rollenbild
Die ZVA-Studie zeigt, dass die Frauen im
Schnitt schlechter qualifiziert sind (Tab. 1).
Bei den Meistern sind zwar immerhin
schon 46% weiblich, aber bereits in der
Gruppe der Gesellen wächst der Frauen-
anteil auf 82% an. Am unteren Hierar-
chieende – den sonstigen Mitarbeitern
ohne augenoptische Qualifikation – ist der
Die Zukunft der Augenoptik:
Rosarot statt hellblau?
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