DOZ Juli 2013 - page 6

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DOZ
07 | 2013
Fremden und Ansässigen in der absolu-
ten Notsituation. Grünwedel: „An ein
normales Leben wird hier in Passau in
der nächsten Zeit nicht zu denken sein.“
Aufräumen ist angesagt, mit Schaufeln,
Eimern und Lappen bewaffnet. Sein Blick
schweift über Einsatzfahrzeuge des Tech-
nischen Hilfswerks, der Bundeswehr und
die zahlreichen Studenten, die bei den
Aufräumarbeiten zupacken. Privat ist er
persönlich nicht betroffen, andere seiner
Bekannten haben einen Schaden an
einem Öltank zu verschmerzen. Geruchs-
belästigung und Vergiftung von Tieren
inklusive. Auch von vielen Verletzten ist
die Rede.
Bei Augenoptik Sommer schätzte man
den Sachschaden spontan auf 250.000
Euro. Im Geschäft an der Ludwigstraße 26
stand das Wasser bis zu 30 Zentimeter
hoch. Bodenbelag, Türen und Trocken-
wände sind kaputt. Fassungen und andere
Warenbestandteile konnten noch in höhere
Etagen gerettet werden. Vier Wochen wird
das Geschäft in Passau wohl geschlossen
bleiben müssen. Ob dann ein normaler
Geschäftsbetrieb beginnt? Der Durchhalte-
wille bei Stefan Grünwedel jedenfalls ist
ungebrochen: „Wir schauen nach vorn!“
Das Unternehmen ist durch eine Ele-
mentarversicherung geschützt. Grünwe-
del hängt trotzdem in der Luft: „Wir wis-
sen noch nicht, ob alle Schäden bezahlt
werden, da sich unsere Versicherung und
die des Vermieters streiten, wer was be-
zahlen soll.“ Er fühlt sich als „Spielball“
zwischen den Anbietern.
Und im Osten des Landes? Dazu mel-
dete sich am Mittwoch, den 5. Juni, der
MDAV in der DOZ-Redaktion: „Wir schät-
zen, dass es – wie schon 2002 – entlang
der Elbe in Bad Schandau, Pirna, Dres-
den, Meißen und Riesa viele Kolleginnen
und Kollegen getroffen hat. Ebenso sind
wieder Kollegen in Grimma und Döbeln
betroffen. Der Bau der Hochwasser-
Schutzwände bzw. die Flusssanierung hat,
soweit sie fertiggestellt werden konnten,
viel Unheil verhindert. Aber leider sind
die Arbeiten nicht überall beendet worden.
In Sachsen-Anhalt sind schätzungs-
weise ebenso viele Kollegen vom Hoch-
wasser betroffen. In Bitterfeld beispiels-
weise wurde ein Kollege evakuiert. Ob
Kollegen in Halle, Dessau oder Magde-
burg beeinträchtigt werden, hängt von
der weiteren Entwicklung ab.“
In der ersten Juni-Woche war es un-
möglich, in überschwemmte oder evaku-
ierte Stadtgebiete vorzudringen. Der Strom
wurde abgeschaltet und auch Mobiltele-
fone konnten nur mit Notstrom wieder
aufgeladen werden. Unbürokratische Hilfe
wurde von verschiedenen Seiten erwo-
gen. Innerhalb von Stunden reagierte ein
Werkstattausstatter und Glashersteller,
der per Newsletter „unbürokratische Hil-
Zahlreiche Augenoptiker wurden
bei der Flut im Juni vomWasser
eingeholt. Hier eine E-Mail vom
MDAV, von Freitag den 7. Juni an
die DOZ-Redaktion:
„Entlang der
Elbe hat es in Bad Schandau Augen-
optik Uwe Gründel, in Pirna Augen-
optik Torsten Reuscher und Thomas
Quendt, in Meißen Augenoptik
Ambrosius Bresan und Altstadt
Optik Herrn Michael Lebenhagen
getroffen.
Auch die Kollegen in Döbeln Augen-
optik Sandow und Augenoptik Vogler
sind ebenso wie die Grimmaer Kolle-
gen Beckel Optik, Augenoptik Müller
und Augenoptik Henkel zum zweiten
Mal betroffen. Auch unser neues In-
nungsmitglied Frau Klein in Döbeln
hat es erwischt. In Dresden scheinen
die Hochwasserschutzwände gehol-
fen zu haben. Hier ist nur ein Optiker
betroffen.“ In Sachsen-Anhalt muss-
ten zwei Kollegen evakuiert werden.
Optik Quendt in Pirna: Das Foto schoss Herbert Mahlow, als er betroffene Augenoptiker aus der
Region besuchte.
Durchhaltevermögen, Mut und Dankbarkeit:
Eindrücke aus Grimma bei Optik Henkel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem
„Wanderstiefel-Ausflug“ durch das über-
schwemmte Passau. Sie sprach nicht nur
Stefan Grünwedel von Optik Sommer (links)
Mut zu. (Foto: Ulrike Sommer)
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Foto: Herbert Mahlow
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