KI und das Drive-to-Store-Modell

Mann mit iPad
Aus dem Netz ins augenoptische Partner-Geschäft sollen Verbraucher mit Hilfe des Drive-to-Store-Modells gelangen.
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Im Mai erst präsentierten Brillenkonzern Essilor und Onliner Brille24 ihr "Drive-to-Store-Modell" der Öffentlichkeit. Dass in diesem Zusammenhang auch die Künstliche Intelligenz (KI) eine größere Rolle spielen werde und dass man am Brille24-Standort in Oldenburg daran forsche, verlautete bereits beim ersten Pressetermin. Nun gaben die Konzerne weitere Details zur KI-Einbettung ins Drive-to-Store-Modell bekannt, dessen Herz ein Online-Portal ist.

KI-Experte Manuel Zapp leitet das Forschungsteam von Brille24 Research, das für die Entwicklung intelligenter Algorithmen zuständig ist. Den 27-Jährigen beschäftigt die Frage, wie KI eingesetzt werden kann, um im Zusammenhang mit dem Multichannel-Konzept von Essilor und brille24 neue Kundenpotentiale zu erschließen und gleichzeitig die Partner-Augenoptiker zu entlasten.

"Türöffner für Endverbraucher"

So könnten mit Hilfe von KI beispielsweise individuelle Sehbedürfnisse identifiziert werden, noch bevor der Verbraucher das Geschäft des Augenoptikers betritt. Die Partner-Augenoptiker könnten ihren Kunden auf dieser Basis passgenauer mit Services ansprechen, Beratungsgespräche gezielter vorbereiten und durchführen.

Brille24 habe bereits eine App entwickelt, so Zapp, mit der Verbraucher eine Brille aus einem Modemagazin oder vom TV-Bildschirm abfotografieren können, anschließend ähnliche Modellvorschläge erhalten und mehr über Produktmerkmale und die Verfügbarkeit beim Partneroptiker oder im Online-Shop erfahren. „Derzeit arbeiten wir an der Integration dieser App-Funktionalitäten in das Drive-to-Store-Modell“, erklärt er. „Die App fungiert auf diese Weise als smarter Türöffner für Endverbraucher und zugleich als Brücke aus dem Onlinebereich zum traditionellen Augenoptiker“, meint Frank Walenda, Director Country Management Network. Die persönliche Beratung und den Service vor Ort könne aber nach wie vor nur der Augenoptiker vor Ort leisten, so Walenda weiter.

„Sobald es funktioniert, nennt es keiner mehr KI“

Laut Definition ist Künstliche Intelligenz ein Teilgebiet der Informatik, in dem Methoden entwickelt werden, die Computern das Lösen von Aufgaben ermöglichen, deren Bearbeitung von Menschen Intelligenz erfordert. Intelligenz umschreibt die Fähigkeit, abstrakt zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten. „Die Ursprünge der KI-Forschung reichen zurück bis in die 1950er Jahre“, erläutert Zapp. „Wirklich neu sind vor allem Fortschritte im maschinellen Lernen und ganz speziell im Deep Learning. Die Entwicklung in diesem Teilbereich ermöglicht es uns heute, unstrukturierte Daten wie Bilder, Texte und gesprochene Worte zu interpretieren.“

Schachcomputer, Navigationssysteme, Stimmerkennung – all das habe in der Entwicklungsphase als Künstliche Intelligenz gegolten, so der Entwickler. Heute gehöre es für Viele zum Alltag. Der US-amerikanische Logiker und Informatiker John McCarthy, einer der Ur-Väter der KI-Forschung, brachte dieses auf den Punkt: „Sobald es funktioniert, nennt es keiner mehr KI.“