DOZ Juni 2013 - page 7

LESERBRIEFE
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DOZ
06 | 2013
Leserbrief zum Beitrag
„Anpasserfolg mit einer neuen
außergewöhnlichen Eintages-Linse“,
DOZ Ausgabe 04-2013, S. 86-87
Guten Tag,
in der DOZ Nr. 04-2013 habe ich im
Kontaktlinsenteil einen sondersamen Bei-
trag gelesen. Auf Seite 86 wird von einem
Anpasserfolg mit einer neuen außerge-
wöhnlichen Eintages Linse geschrieben.
Ich war vorsichtig ausgedrückt etwas
verwundert, und habe im ersten Moment
an einen Aprilscherz gedacht. Wer glaubt
denn dem Kunden, der so wenig Zeit hat,
dass er die 30 Sekunden für die Hart-
linsen Reinigung nicht aufbringen kann.
Da hat ja mal eine Firma gewaltig ge-
sponsert. Da mutiert ja der Kontaktlinsen
Anpasser zum Blisterschubser.
Solche „fachlich sehr hochwertigen“
Berichte in einer Fachzeitschrift darge-
stellt finde ich sind eher das Niveau einer
Fernsehzeitung oder sonstiger Regen-
bogenpresse und haben meiner Meinung
nach aber nichts in einer Fachzeitschrift
zu suchen. Die Auflistung des weiteren
Textes lässt nur den Schluss zu, das die-
ser fast 1:1 aus dem Werbeprospekt der
Linsen Hersteller Firma entnommen wur-
de. Auch wenn Die Firma Alcon behaup-
tet, dass das die beste Linse ist die sie je
entwickelt hatten, denke ich Hey habt Ihr
denn noch nie Linsen der anderen Her-
steller gesehen? Da gibt es wirklich rich-
tig gute Linsen. Und das ist alles keine
Blisterware. Blister-Linsen kann man
nicht anpassen!
Das einzig Gute an dem Bericht, finde
ich, ist, dass zum Glück kein Endverbrau-
cher das liest, sondern nur der Augenop-
tiker, der hoffentlich die Werbung richtig
deutet.
Ich hoffe, dass künftig das Niveau der
Berichte wieder deutlich steigt.
Mit freundlichen Grüßen,
Jochen Krauß,
Optometrist & Master of Optometrie,
Contactlens Augenlinsen-Vertriebs-
GmbH & Co. KG, Hannover
Anmerkung der Redaktion
Sehr geehrter Herr Krauß,
danke für Ihren Kommentar. Es ist gut
und wichtig, dass sich unsere Leser zu un-
serem Schaffen äußern. Es benötigt immer
Courage und auch Zeit, um einen Leser-
brief zu verfassen. Darum nochmals danke!
Aprilscherz hin oder her – Sie finden,
dass zweimal 30 Sekunden für die Reini-
gung von formstabilen Kontaktlinsen kein
Argument für eine Umstellung auf Ein-
tages-Linsen ist. Tja, da bin ich persönlich
(als auch-Träger von formstabilen Kontakt-
linsen) auch Ihrer Meinung. Auch als KL-
Anpasser, der seine Kunden sehr genau in-
struiert und deren Compliance immer wie-
der überprüft, sehe ich diesen Aufwand als
unkritisch. Nur bin ich auch Mensch und
höre und sehe wie oft eben genau diese
Compliance zu Diskussionen und Proble-
men führt. Die hohe Drop-Out-Rate in
Deutschland spricht Bände. Zum Glück sind
formstabile Kontaktlinsen hier viel weniger
anfällig als weiche und der Kontaktlinsen-
träger merkt schneller, wenn was nicht
stimmt. Was die Blisterschubserei betrifft,
haben sich ja diverse Kontaktlinsenspezia-
listen in der DOZ 02-13 ausführlich zum
Thema geäußert. Fazit war, dass es nicht
die Blisterlinse ist, die den Anpasserfolg
oder Nicht-Erfolg ausmacht, sondern der
Anpasser.
Nun stellen Sie fest, dass man eine Blis-
terlinse nicht anpassen kann. Wirklich
nicht? Erlauben Sie daher, lieber Herr
Krauß, meine Grundsatzfrage: Was ist An-
passen überhaupt? Welche professionellen
Schritte gehören zu einer vollumfänglichen
Kontaktlinsenanpassung? Schon das Eva-
luieren welche Kontaktlinse ich aufs Auge
setze, gehört für mich hier dazu. Ob das
eine individuell hergestellte – oder eine
Blister-Kontaktlinse ist, ist völlig irrelevant.
Weiter gehört selbstverständlich die Beur-
teilung der physiologischen und optischen
Kompatibilität dazu, um so die passende
Kontaktlinse für den Kunden zu bestim-
men. Das verstehe ich grundsätzlich unter
dem Begriff Anpassen und nicht, ob ich
jetzt von Hand noch den Bevel poliere oder
nicht.
Ob die im Artikel besprochene Eintages-
Kontaktlinse das Maß aller Dinge ist und
nur noch zufriedene Kunden generiert,
wage auch ich zu bezweifeln, doch ist die-
ses Produkt und dessen Eigenschaften ein
Schritt in die richtige Richtung. Gesponsert
wurde übrigens nix und null.
Dankbare Grüße
Marcel Zischler,
Leitender Fachredakteur,
Bereich Kontaktlinsen
Leserbrief zum Editorial „Ja, wo laufen
Sie denn? DOZ 04-2013
Liebe Frau Höckmann,
Von der Krise zur Transformation oder
von der Raupe zum Schmetterling nach
Elisabeth Sahtouris „Wenn Sie Schmetter-
linge lieben, sollten Sie nicht auf Raupen
treten!“ (Elisabet Sahtouris, Biologin)
Veränderung ist ein ständiger Prozess!
Dies ist eine allgemeingültige Weisheit,
über die sich kaum jemand Gedanken
macht. Veränderung ja, das ist sehr wich-
tig, aber nicht bei mir – das ist ein sehr
häufig anzutreffender Verhaltensreflex
beim Menschen. Das Editorial „Ja, wo
laufen Sie denn?“ in der DOZ 04-2013
regte mich zu diesem Leserbrief an:
Die Raupe ist ein gieriger, destruktiver
Konsument von grünen Blättern, denn sie
frisst ein Mehrfaches ihres Gewichtes.
Sie hat sich also ein übermäßiges Polster
angefressen, hängt sich anschließend zum
Schlafen auf und ihre Haut verwandelt
sich in eine gehärtete Puppe (Kokon). Sie
begibt sich in eine Phase der Metamor-
phose, ihr Leben aufzugeben und als
Schmetterling wieder geboren zu werden.
Abgeschieden von ihrer Umwelt be-
ginnt nun ihre innere Struktur zu zerfal-
len. Ihre Organe lösen sich auf, existieren
nicht mehr in der bisher bekannten Form.
Aus der Perspektive der Raupe ist dies
eine Katastrophe, droht hier doch der
Untergang. Die klare Einteilung von
Zuständigkeiten, die Arbeitsteilung etwa
zwischen Bewegungsmuskulatur, Kreis-
lauforganen und Verdauungssystem, all
das gibt es nicht mehr. Die Krise wird
lebensbedrohend. Und in dieser Krise
hinein bilden sich geleitet von tiefem in-
nerem Wissen, so genannte Knospenzel-
len, um die herum die neue Ordnung ent-
steht. Immer neue Zellen lagern sich an
die Knospe an, verbinden sich zu neuen
Strukturen, neuen Organellen, aus denen
neue Organe erstehen.
„Das Alte“ führt eine Zeitlang noch
eine Parallel-Existenz neben dem Neuen.
Und dies ist für die spätere Existenz des
Schmetterlings unabdingbar. Es ist die
Aufgabe der Raupe das Leben zu bewah-
ren, indem ihr Körper die Nahrung für die
neuen Zellen bildet.
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