EDITORIAL
DOZ
03 | 2017
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Langweilig wird es jedenfalls
nicht in der Augenoptik!
Schreiben Sie mir
Ihre Meinung!
ruetten@doz-verlag.deWie finden Sie das, dass Sie von jetzt auf gleich wieder mit der
Gesetzlichen Krankenkasse abrechnen dürfen, wenn Ihr Kunde
für das bestmögliche Sehen mehr als sechs Dioptrien benötigt?
Gefällt es Ihnen, dass Sie ihm bei einer Hornhautverkrüm-
mung von mehr als vier Dioptrien einen Festbetrag abziehen
müssen?
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband feiert die
Entscheidung des Bundestages, mit dem gewiss eine Versor-
gungslücke geschlossen wurde – und er feiert sich selbst, weil
er diese Entscheidung durch seine Lobbyarbeit und die ent-
sprechenden Änderungsanträge ermöglicht hat. Nun ist also nicht
mehr der Visus mit Korrektur entscheidend, ob die Kasse zahlt oder
nicht. Das ist gerechter.
Der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen aber mag in den
Jubel nicht einstimmen, er gibt sich betont neutral. Das liegt weder an der
Arbeit, die er wegen der Neuregelung vor sich hat, weil beispielsweise die
alten Festbeträge kaum vermittelbar sind und die Verträge mit den Kassen
überprüft werden müssen, noch an der Hoffnung, dass die Innungen durch
neue Mitglieder ihren Organisationsgrad erhöhen können, die sich Hilfe
und Tipps für die Abrechnung mit den Kassen holen möchten. Schlicht
und ergreifend ist das Lager der Augenoptiker geteilt: Die einen erhoffen
sich durch die neue Erstattungsregel mehr Umsatz, die anderen befürchten
genau das Gegenteil und waren ohnehin froh, dass sie seit 2004 so gut wie
nichts mehr mit Krankenkassenabrechnungen zu tun hatten.
Sind die hiesigen Augenoptiker nicht von den europäischen Nachbarn be-
neidet worden, weil sie erstens selbst verordnen dürfen und zweitens wenig
bis gar nichts mit den Kassen abrechnen mussten? Oder könnte die Neu-
regelung zumindest für die stärker Fehlsichtigen ein Anreiz sein, eher beim
stationären Kollegen zu kaufen – weil die meisten kein Kartenlesegerät am
heimischen Rechner angeschlossen haben?
Es ist fraglich, ob die neue Sehhilfenversorgung gravierenden Einfluss
auf Ihre Geschäfte hat, aber es ist doch prima, dass wir mal über
etwas anderes diskutieren als über Fusionen, Digitalisierung oder
den 3D-Druck. Langweilig wird es jedenfalls nicht in der Augen-
optik!
Ihr
Ingo Rütten
Verlagsleiter /
Chefredakteur