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DOZ
10 | 2014
Gleich vorneweg zur Klärung: Ein stra-
tegisches Produkt ist ein Produkt (es
kann auch eine Dienstleistung sein), wel-
ches einen wesentlichen Teil des Umsat-
zes eines Unternehmens generiert. Es ist
also für den geschäftlichen Erfolg ent-
scheidend, ob dieses Produkt gut läuft
oder eben nicht. Es geht hier nicht um
Nischen & Co.
Den Begriff „strategische Produkte“
hört man in den Marketing- und Ver-
triebsabteilungen der Industrie täglich.
Es ist sozusagen deren tägliches Brot,
diese zu entwickeln und zu wichtigen
Umsatzträgern zu machen. In der opti-
schen Industrie könnten dies z.B. in-
ternational renommierte Brillenlabels,
modernste Hightech-Diagnostikgeräte,
individualisierte Gleitsichtgläser oder
Eintages-Kontaktlinsen aus Silikonhydro-
gel sein. Kurz gesagt, Produkte, auf wel-
che ein Unternehmen schlecht verzichten
kann, ohne dabei in arge Existenznöte zu
gelangen.
Auch beim Augenoptiker gibt es sol-
che Produkte. Meistens handelt es sich
hier um gewisse Brillenmarken (Labels)
und/oder Brillengläser eines bestimmten
Lieferanten, welche den Hauptharst des
Umsatzes ausmachen. Welche das sind,
ist von Fall zu Fall verschieden und hängt
natürlich stark von der strategischen
Ausrichtung des Augenoptikers ab. Ist er
z.B. ein Allrounder, ein Discounter, ist er
im High-End-Segment tätig oder positio-
niert er sich als Spezialist für bestimmte
Seh- und Aussehlösungen. Die beiden
Letztgenannten werden sicherlich auch
im Bereich der Dienstleistungen (Kon-
taktlinsenanpassung und Optometrie)
versuchen, sich im oberen Qualitäts- und
Leistungssegment zu positionieren.
Nun gut, ob Industrie oder stationärer
Augenoptiker, ob Filialist oder Einzel-
kämpfer, der Kampf um den Endkonsu-
menten hat unheimlich Fahrt aufgenom-
men. Vielen Augenoptikern und auch
zahlreichen Lieferanten genügen die
klassischen Vertriebszweige nicht mehr
und sie suchen ihr Glück im Online-Busi-
ness mit Direktvertrieb zum Konsumen-
ten. Daraus entstehen Verfügbarkeiten
von namhaften optischen Markenproduk-
ten im World Wide Web zu unterschied-
lichsten Preisen. Dies gilt übrigens auch
für Kleider, Uhren, Parfüms etc. Also ei-
gentlich nichts Neues, doch mache ich in
letzter Zeit etwas Panik an der Verkaufs-
front aus. So manches strategisches (und
auch Lieblings-) Produkt des Augenopti-
kers findet man zu Komplettangeboten
und Preisen, welche einem Sorgenfalten
ins Gesicht treiben. Die Zeiten sind end-
gültig vorbei, in denen man „seine“ Bril-
lenmarken nicht im Internet findet. Min-
destens fast nicht. Dem ist übrigens auch
juristisch fast nichts entgegenzusetzen.
Dem freien Markt sei Dank…
Was tun, ist nun die Gretchenfrage.
Noch mehr die Nische suchen? Hmm,
geht nur für ein paar Wenige. Der große
Rest darf sich dadurch nicht beirren las-
sen und muss den Nutzen und die Vor-
teile dieser strategischen Produkte ins
Zentrum seiner geschäftlichen Aktivitä-
ten setzen. Die Kontaktlinsen-Industrie
hat diesbezüglich schon lange Erfahrung
und unterstützt ihre Kunden teilweise mit
sehr innovativen Lösungen. Nutzen Sie,
lieber Augenoptiker, diese auch?! Weite-
res finanzielles Potenzial liegt klar in den
optometrischen und kontaktoptischen
Dienstleistungen. Wenn diese stimmen,
darf (besser soll) man auch gutes Geld
dafür verlangen – Punkt! Tja und wenn
Sie immer noch Fremdbrillen kostenlos
reinigen, reparieren und anpassen, dann
sind Sie selbst schuld, wenn die Kasse
immer leerer wird. Egal was der Kollege
100 Meter die Straße runter tut. Service
ist mehr als bloß gratis Brillen zu richten.
Strategische Grüße
EDITORIAL
Marcel Zischler
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