Essilor: Nuesser und Walenda zu Brille24-Deal

Bernhard Nuesser und Frank Walenda
Bernhard Nuesser (l.) und Frank Walenda ordnen die geplante Übernahme der Brille24 GmbH ein.
© Essilor

Das ergänzende Puzzleteil für sein Pilotprojekt für Deutschland, das sogenannten „Drive-to-Store“-Konzept, will Brillenglashersteller Essilor jetzt mit der Brille24 GmbH gefunden haben. Den geplanten Erwerb des Onlinehändlers hatten die Freiburger bereits bestätigt. Hintergrund für diesen Schritt sei, so Essilor, die omnipräsente Digitalisierung und die damit verbundene Notwendigkeit, die "digitale Partnerschaft mit Partner-Augenoptikern voranzutreiben".

Doch, was verbirgt sich hinter der geplanten Transaktion? Sicher ist gegenwärtig: In diesem Jahr noch soll sie über die Bühne gehen. Wir nehmen Kontakt auf zu Bernhard Nuesser, der als „President Online and Member of the Management Commitee of Essilor“ weltweit die Online- und Digital-Strategie des Konzerns verantwortet, und zu Frank Walenda, Director Country Management / Marketing Essilor Group Germany & Austria.

DOZ: An welcher Stelle des „Drive-to-Store-Konzepts“ soll Brille24 integriert werden?

Frank Walenda: Die geplante Übernahme der Brille24 GmbH wird eine entscheidende Rolle bei der Einführung unseres Drive-to-Store-Konzept spielen. Brille24 verfügt über wichtiges Know-how, was unter anderem die digitalen Technologien angeht, und über erfahrene Mitarbeiter. Mit seinem Omni-Channel-Partnerprogramm hat das Unternehmen zudem im Internet neue Verbrauchergruppen erreicht und arbeitet eng mit Partneroptikern zusammen. Den gleichen Ansatz verfolgen wir mit unserem Drive-to-Store-Konzept. Wir wollen gemeinsam mit unseren Partner-Augenoptikern neue Kundenpotenziale erschließen und Endkunden noch effizienter und individueller bedienen. Von dem Erfolg werden alle Beteiligten profitieren. Mit der Einbindung der Expertise und der Ressourcen von Brille24 werden wir die Einführung unseres Modells wesentlich beschleunigen können.

In einer vorherigen Stellungnahme hatte Essilor dazu weiter ausgeführt: Die Digitalisierung spiele inzwischen bei der Interaktion zwischen Anbietern und Verbrauchern eine zentrale Rolle. So verändere Sie unter anderem die Art und Weise, wie die Verbraucher Produkte suchen, auswählen und kaufen, und mache dadurch neue Geschäftsmodelle in der augenoptischen Branche möglich. In diesem Zusammenhang entwickelt Essilor derzeit zusammen mit einem Beirat ein mögliches "Drive-to-Store-Modell".

Brille24 unterhält auch Partnerschaften im Ausland. Kann man dann noch von einem konzeptionellen Pilotprojekt für Deutschland sprechen?

Bernhard Nuesser: Brille 24 erwirtschaftet den größten Teil seines Umsatzes in Deutschland. Auf diesen Markt konzentrieren wir uns auch bei der Entwicklung eines Drive-to-Store-Modells. Wir werden uns dabei mit unseren Partner-Augenoptikern abstimmen und das Modell sorgfältig justieren. Wenn wir das Modell hierzulande gemeinsam mit unseren Partner-Augenoptikern erfolgreich eingeführt haben, werden wir über Pilotprogramme für weitere Märkte nachdenken.

In der fast zeitgleich zur Ankündigung der Übernahme von Brille24 erschienenen Pressemitteilung „Essilor International Expands its Footprint in Europe and Latin America“ wird die Expansion auf internationaler Ebene vorgestellt. Kann man also mit Blick auf den Erwerb von Brille24 für Essilor Deutschland noch von einer nationalen Strategie sprechen?

Bernhard Nuesser: In Griechenland hat sich die Gruppe mit „Union Optic“ im Bereich Rezeptglasfertigung verstärkt, ebenso in Ecuador mit „Indulentis“ und in Argentinien mit „Metalizado Optico Argentino“. Diese Transaktionen sind losgelöst von der Akquisition von Brille24. Jeder Markt ist anders, wir berücksichtigen bei der Umsetzung unserer Strategien die länderspezifischen Gegebenheiten.

Welche Schritte stehen jetzt als nächste an?

Frank Walenda: Die Übernahme von Brille24 steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der deutschen Kartellbehörde und wird wahrscheinlich im 2. Quartal 2019 abgeschlossen werden. Dann werden wir unter anderem mit einem Beirat von Partner-Augenoptikern ein Drive-to-Store-Modell ausgestalten. Unser Ziel ist es, das Modell ab dem 3. Quartal dieses Jahres in der Praxis zu testen.

Wird die Geschäftsleitung von Brille24 bleiben?

Bernhard Nuesser: Ja, hier wird es keine Veränderungen geben. Die Qualität und Kompetenz des Managementteams war für uns ein maßgeblicher Grund, Brille24 auszuwählen.

Der 2007 gegründete Onlinehändler Brille24 soll den Angaben zufolge über "mehr als 500.000 Kunden" verfügen, Webshops in Deutschland, Belgien, Frankreich, Portugal, Spanien und den Niederlanden betreiben und mit 150 Augenoptikern Partnerschaften aufgebaut haben. Zudem unterhielten die Oldenburger ein Innovationslabor für künstliche Intelligenz zusammen mit der Universität Oldenburg.