Marketing: Kunden als Brillenmodels

„Es gab auch schon Tränen vor Freude“

Professionelles Marketing ist nicht nur lukrativ und aufwendig, es kann auch Spaß machen. Das zeigt sich am Beispiel von Brillen Schmidt in Dinkelsbühl. Hier gilt: Werbung darf alles, nur nicht langweilen.
Stefan Alber Gesicht vor Scheibe

Optometrist und Geschäftsführer Stefan Alber: „Ich mag es, wenn Werbung mit Humor arbeitet und kann dabei durchaus über mich selbst lachen“. Dafür muss der Chef auch schon mal selbst vor die Kamera.

© Brillen Schmidt

Warum nicht mal die eigenen Kunden als Brillenmodels inszenieren? Bei „Brillen Schmidt“ ein wiederkehrendes Programm und Muster: Einmal im Jahr setzt der Betrieb Kundinnen und Kunden in Szene und kreiert mit ihnen einen Flyer. „Der Tag des Fotoshootings mit Styling im Laden – unterstützt von örtlichen Parfümerien – macht riesig Spaß. Für die Kunden ist es eine neue Erfahrung und der Spaß mit der Brille steht absolut im Mittelpunkt“, berichtet Augenoptikermeisterin Beate Schmidt über die Aktion, die sie zusammen mit Geschäftsführer Stefan Alber initiiert hat.

Das Konzept: Kundinnen zeigen Fassungen, die sie rundum überzeugt haben, lassen sich dabei ästhetisch ansprechend fotografieren, geben ein Zitat. Ein echter Hingucker entsteht, nunmehr im sechsten Jahr in Folge. Für die „TYPisch“-Aktion gab es 2019 sogar den IGA-Optic-Marketingpreis. Ein voller Erfolg, nicht nur für das Unternehmen: Zur Premiere des neuen Flyers veranstaltet Brillen Schmidt stets „ein kleines Abendevent“, bei dem die Kunden dann mit ihren Fotos überrascht werden. „Dieser Abend ist für alle sehr emotional, da gab es auch schon Tränen vor Freude“, verrät Beate Schmidt.

Beate Schmidt und Stefan Alber bei einer Entenaktion

Augenoptikermeisterin Beate Schmidt zusammen mit Geschäftsführer Stefan Alber bei der „Enten-Aktion“.

© Brillen Schmidt

2.500 Enten wandern durch Dinkelsbühl

Ebenfalls für Entzücken bei den Dinkelsbühlern sorgte die „Enten-Aktion“: Hierfür traf sich die Belegschaft schon um fünf Uhr morgens – und verteilte kleine Spielzeugenten mit angehängtem Rabattgutschein in der Stadt. Die Enten waren zwar klein, aber zahlreich: Sage und schreibe 2.500 Vögelchen ließ das Team in „Entenstraßen“ unter anderem vom Ortszentrum und verschiedenen Pfaden aufs Geschäft zulaufen. „Als dann die Dinkelsbühler wach wurden, war es einfach schön mit anzusehen, wie sich alle gewundert, aber herzlich gefreut haben, eine Ente ergattern zu dürfen. Wir hatten noch tagelang Anfragen danach und haben natürlich dann gerne weitere Enten verteilt. So eine Aktion behält man im Herzen“, berichtet Schmidt. Entsprechend fallen auch die Rückmeldungen zu entsprechenden Events aus: „Wir bekommen sehr positives Feedback, besonders freut es uns natürlich, wenn unsere Werbung noch irgendwo sichtbar ist oder wir selbst nach Jahren noch auf bestimmte Aktionen angesprochen werden.“ 

So seien die Entchen oder die „TYPisch“-Flyer immer noch in vielen Dinkelsbühler Haushalten zu finden. Und manchmal kämen Kundinnen sogar mit einer ganzen Sammlung alter Werbung ins Geschäft – um zu fragen, ob die Gutscheine noch einlösbar sind. Reklame, die nicht im Müll landet, sondern gesammelt wird: „Das ist doch das Beste, was einem passieren kann“, findet die Augenoptikerin. Die viel beschworene Nachhaltigkeit – damit wäre sie dann auch beim Marketing erreicht. Die emotionale Werbung bleibe lange beim Kunden präsent, konstatiert Schmidt. Sie sei zwar sehr zeit- und kostenaufwendig, lohne sich dafür aber umso mehr: „Je nach Aktion ist es natürlich ein sehr hoher Arbeitsaufwand, der über mehrere Monate vorbereitet wird. Da steckt dann jede Menge Herzblut drin und die Durchführung ist für das gesamte Team eine wertvolle Entschädigung.“ Denn: Jede Kundin, die emotional eine Verbindung aufbaue, werde eine wertvolle Stammkundin, wenn man sie richtig pflegt. Doch wie geht man das Thema Marketing und Planung im Betrieb überhaupt an?

Werbeflyer von Brillen Schmidt

Hier werden Kunden zum Brillenmodel: Die „TYPisch“-Flyer gehen bei Brillen Schmidt schon ins sechste Jahr. 2019 gab es dafür den IGA-Optic-Marketingpreis.

© Brillen Schmidt

Wiedererkennbarkeit durch einheitliches Design

Man könne die Werbung nicht neu erfinden, glaubt Schmidt: „Man sieht etwas bei Kollegen, auch aus anderen Branchen, man hat eine Idee und individualisiert diese dann für den eigenen Betrieb.“ Viele Ideen entwickelt der Betrieb in Zusammenarbeit mit der IGA („ein starker Partner“). Ein bestimmtes Jahresbudget sei festgelegt, meist für ein bis zwei größere Aktionen sowie die „normalen“ Werbemaßnahmen wie Nachbetreuung und Sonnenbrillenwerbung. Wichtig: die richtige Menge an Werbung. „Man soll im Gedächtnis des Kunden bleiben, ihn aber auch nicht bombardieren.“ Jede Werbeaktion wird gleichzeitig in Print und über Social Media geteilt. Hier gilt natürlich: Es muss ins Auge fallen. Gearbeitet wird stets mit Eyecatchern und ausdrucksstarken Bildern. Wichtig beim Außenauftritt: ein einheitliches Design. Farben und Corporate Identity sollen die Kundinnen sofort an Brillen Schmidt erinnern. „Wir erarbeiten einen Werbeplan in Zusammenarbeit mit der IGA Optic, und das hat dann das Jahr durch eine Linie“, sagt die Augenoptikerin. 

Unterstützung in Sachen Werbung zahle sich aus – und helfe dabei, die angestrebte Einheitlichkeit umzusetzen. Ein weiterer Erfolgsfaktor: Präsenz zeigen, greifbar sein. Der Betrieb legt Wert darauf, dass die Kunden „die Gesichter zu unserer Firma“ kennen – und zeigt sich entsprechend auf Facebook oder Instagram. Gerne mit einem Augenzwinkern und selbstironischen Fotos. Um Umsetzung und Planung der Werbung kümmert sich überwiegend Beate Schmidt selbst. Aus dem operativen Geschäft sei sie „nahezu raus“ und könne sich somit gut um die Organisation kümmern. Viel Unterstützung kommt von ihrer Einkaufsgemeinschaft. Die IGA Optic übernimmt die komplette Kundennachversorgung inklusive Kundenselektion bis zum Verschicken der Briefe. Auch die sozialen Netzwerke werden von der IGA Optic mit Artikeln bestückt. Schmidt: „Einmal im Jahr kommt Helmut Schweda, der IGA-Geschäftsführer Marketing, und wir besprechen den Jahreswerbeplan und machen Brainstorming für besondere Werbeideen.“ Durch die IGA würden dann auch Werbeaktionen unter den Mitgliedern ausgetauscht, was jedem zugutekäme. Als besonders sinnvolle Entscheidung habe sich das Outsourcing der Kundennachbetreuung erwiesen. Eine Zeitersparnis, die sich somit in andere Ideen investieren lasse.

Schmidts Fazit: Sicher gebe es Werbeaktionen, die kurzfristig einen guten Umsatz gebracht hätten. „Aber ich denke, die lohnenswerteste Werbung ist, wenn man auch langfristig guten und gleichmäßig guten Umsatz hat und einen großen Anteil an Stammkunden aufweisen kann.“