GrandVision-Übernahme: Interview mit Essilor-Geschäftsführer Alex Versteeg

GrandVision-Filiale in Italien der Marke Optissimo
GrandVision-Store in Italien
© GrandVision

Der vor kurzem fusionierten Brillenkonzern EssilorLuxottica plant die Übernahme der Apollo-Mutter GrandVision. Der Brillen-Filialist GrandVision unterhält mehr als 7.000 Geschäfte in mehr als 40 Ländern, darunter die deutsche Kette Apollo Optik. Die DOZ interviewte Alex Versteeg, Geschäftsführer Essilor Deutschland, zu der geplanten Übernahme und die Auswirkungen auf den deutschen, unabhängigen Augenoptiker.

DOZ: Eine erfolgreiche Übernahme von GrandVision vorausgesetzt: Welchen Stellenwert hat dann noch der mittelständische, unabhängige Augenoptiker für EssilorLuxottica?

Alex Versteeg, Geschäftsführer Essilor Deutschland: Die Partnerschaft mit dem Fachhandel wird unverändert im Zentrum von EssilorLuxottica stehen. Wir werden weiterhin stark in unsere Partnerschaft mit dem augenoptischen Fachhandel investieren, wobei der Erfolg unserer Partner-Augenoptiker der Schlüssel zu unserer Wachstumsstrategie ist. Innovative Dienstleistungen und Marketingaktivitäten, die sich an Endkunden richten, werden unser offenes Geschäftsmodell entsprechend unserer Mission stärken. Wir werden den Endkunden und unseren Partner-Augenoptikern weiterhin starke Brillenmarken und Brillenglas-Innovationen, Partnerprogramme, Dienstleistungen, In-Store-Marketing-Tools sowie ein entsprechendes Instrumente-Portfolio anbieten.

Alex Veersteg, Essilor
Alex Versteeg, Geschäftsführer Essilor
Deutschland © Essilor

In Deutschland unterstützen wir den Fachhandel derzeit mit der Fortsetzung unserer erfolgreichen Mehrbrillenkampagne. Im Zentrum der in Kürze startenden flankierenden cross-medialen Kampagne steht ein Store Locator mit Online-Terminvereinbarungsfunktion, der neue Kunden direkt zu unseren Partner-Augenoptikern führt. Die Einführung unseres Drive-to-Store-Modells erschließt für unsere Partner neue Kundenpotenziale. Es bietet einfachen Zugang zu Informationen über gutes Sehen und augenoptische Produkte und motiviert dazu, die Beratungskompetenz der teilnehmenden Augenoptiker zu nutzen. Die Testphase wird im Oktober dieses Jahres starten.

Darüber hinaus investieren wir in neue und innovative Fertigungstechnologien am Standort Braunschweig und bauen unser Produktportfolio „Made in Germany“ weiter aus. Zudem planen wir derzeit einen Relaunch unseres Essilor Partnerprogramms, u. a. mit neuen und attraktiven Services für unsere Partner-Augenoptiker.

Mit welchen Reaktionen rechnen Sie seitens des mittelständischen Augenoptikers als auch von Seiten der Ketten? Und wie werden Sie mit diesen Reaktionen umgehen?

Es ist wichtig anzumerken, dass die Groß- und Einzelhandelsbereiche des Geschäfts weiterhin unabhängig voneinander agieren werden, wie dies auch in der Vergangenheit immer der Fall war. Die Partnerschaft mit dem Fachhandel wird unverändert im Zentrum von EssilorLuxottica stehen. Die Positionierung von EssilorLuxottica im Einzelhandel, in dem starke Unternehmen weiterwachsen und sich weiterentwickeln werden, wird unsere geschäftliche Beziehung mit unseren Partner-Augenoptikern nicht beeinträchtigen, da wir uns für die Aufrechterhaltung eines offenen und nicht ausschließlich exklusiven Geschäftsmodells einsetzen.

Mit unserem breiten Angebot an Produkten, Marken und Dienstleistungen sind wir für die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Segmente bestens aufgestellt. Innovative Dienstleistungen und Marketingaktivitäten, die sich an Endkunden richten, werden das offene Geschäftsmodell von EssilorLuxottica entsprechend seiner Mission stärken.

Das Bestreben des Unternehmens, auf allen Etappen der „Consumer Journey“ die Versorgung mit Sehlösungen optimal zugänglich zu machen, wird durch ein größeres Netzwerk unterstützt, das dazu beitragen kann, das Bewusstsein und die Nachfrage nach hochwertigen Produkten und handwerklichem Können vor Ort zu fördern, darüber hinaus die Endkunden über die Bedeutung von gutem Sehen und UV-Schutz aufzuklären und das Niveau und die Service-Standards anzuheben.

Die Strategie von EssilorLuxottica war und bleibt es, die Partnerschaft mit unabhängigen Augenoptikern sowie das Geschäft mit Handelsketten und Einkaufsgruppen auszubauen und weiterzuentwickeln, da dies Teil der Mission unseres Konzerns ist und maßgeblich zur Entwicklung des Unternehmens beiträgt. EssilorLuxottica wird weiterhin mit seinen langjährigen Partner-Augenoptikern zusammenarbeiten, um seine „Flagship Brands“ und innovativen Produkte zu vermarkten.

Welche Folgen hat die avisierte Übernahme für Ihr Drive-to-Store-Modell?

Unsere Partnerschaft mit den traditionellen Augenoptikern und das Netzwerk von GrandVision werden unabhängig voneinander agieren. Mit dem Drive-to-Store-Modell stärken wir unsere traditionelle Partnerschaft mit unabhängigen Augenoptikern. Zudem ist es ein wichtiger Baustein für die Erfüllung unserer Mission, das Leben der Menschen durch gutes Sehen zu verbessern, indem wir den Zugang zu Informationen über gutes Sehen und zu einfachen Produktlösungen erleichtern.

Auf dem deutschen Markt ist GrandVision vor allem durch Apollo Optik repräsentiert. Apollo Optik gilt aber von seiner Positionierung her als sehr preisaggressiv und wenig qualitätsbewusst. Inwieweit passt dieses Image zu EssilorLuxottica?

Diese Akquisition wird unseren Fokus auf Premium-Brillenfassungen und -brillengläser sowie auf die Partnerschaft mit unabhängigen Augenoptikern nicht verändern. EssilorLuxottica ist außerdem mit seinem offenen Geschäftsmodell nicht auf Premium-Aktivitäten beschränkt. Wir gehen davon aus, dass wir die 7.200 Geschäfte von GrandVision nutzen können, um mit hochwertig produzierten Produkten in unterschiedlichen Preissegmenten neue Kunden zu gewinnen und das Bewusstsein für die Wichtigkeit regelmäßiger Sehtests durch qualifizierte Fachkräfte stärken zu können.

Mehr zu der geplanten Übernahme von GrandVision finden Sie in der neuen DOZ 09|2019.