Europa & Corona: Wie managen Unternehmen die Krise? - Teil 2

Michael Schmied und Nirvan Javan
Michael Schmied, CMO bei Silhouette, und Nirvan Javan, Gründer von Nirvan Javan.
© Silhouette; DOZ / Angela Mrositzki

Das Coronavirus stört Lieferketten und erschüttert die Börsen. Unternehmen bereiten sich auf den Worst Case vor. Die Corona-Krise stellt auch die Augenoptik vor existenzielle Herausforderungen. Der weitere Verlauf der Pandemie und ihre mittel- und langfristigen Folgen sind nur bedingt vorhersehbar und kalkulierbar. Die DOZ hat Firmen aus diversen europäischen Ländern gefragt, wie sie mit der Krise umgehen und um ihre Einschätzung der Situation gebeten.

Michael Schmied, CMO bei Silhouette (Österreich)  

“Die Situation rund um das Coronavirus hat sprunghaft an Dynamik gewonnen – eine Welle mit außerordentlichen Herausforderungen hat viele Unternehmen überrollt. Der Alltag wurde von heute auf morgen gänzlich verändert. Wir behalten die Situation aber genauestens im Auge, um die bestmöglichen Handlungsempfehlungen abzuleiten. Zum Schutz vor weiterer Ausbreitung ordnet die Bundesregierung in Österreich laufend neue Maßnahmen an. Die Herausforderungen an die Unternehmen verändern sich täglich, teilweise sogar stündlich. Es ist demnach wichtig, schnell und punktgenau zu handeln.
 
Als global agierendes Familienunternehmen steht für uns die Gesundheit aller Mitarbeiter an oberster Stelle. Nach Aufkommen des Coronavirus haben wir deshalb sofort Maßnahmen eingeführt, um das Risiko einer Verbreitung zu reduzieren und alle Mitarbeiter zu schützen. Als Teil dieser umfassenden Vorsichtsmaßnahmen haben wir die Arbeit eines Großteils unserer Mitarbeiter auf Homeoffice umgestellt. Bei Fragen kann man sich also weiterhin gewohnt telefonisch oder per E-Mail an die jeweilige Ansprechperson wenden. Wir sind weiterhin für unsere Kunden und Partner da, denn vor allem in Zeiten wie diesen ist es wichtig, den direkten Kontakt zu pflegen. Unseren Produktionsbetrieb in Linz haben wir temporär eingestellt. Das Versandlager bleibt – wenn auch mit reduzierter Besetzung – weiterhin in Betrieb. In dieser außergewöhnlichen Phase kann es zu Verzögerungen kommen. Wir setzen aber alles daran, auch weiterhin als zuverlässiger Partner da zu sein.
 
Wir sind zuversichtlich, dass wir alle nach dem Rückgang der Pandemie, die mit großen wirtschaftlichen Herausforderungen einhergeht, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit schnell zur Normalität zurückkehren werden. In diesem Sinne werden wir unsere Arbeit gewohnt zuverlässig für unsere geschätzten Kunden und mit unseren Partnern fortführen – in dieser Phase noch verlässlicher denn je.”

Nirvan Javan (Schweiz)

DOZ: Welche Maßnahmen hat das Unternehmen rund um die Ausnahmesituation mit dem Coronavirus getroffen?

Nirvan Javan: Gesundheit und Wohlbefinden des Teams haben oberste Priorität, weshalb wir als erstes die Gesundheits- und Hygienevorschriften im Atelier verschärften. Uns kommt zu Gute, dass wir bereits vor der Krise sehr flexibel agierten und wir uns bezüglich Home-Office nicht groß umstellen mussten. Der Designer arbeitet momentan ausschließlich von zuhause aus und der Rest des Teams arbeitet nach Bedarf in Schichten, isoliert im Atelier oder ebenfalls im Home-Office. Wir stehen in Kontakt mit den Schweizer Behörden, um auf dem aktuellsten Stand zu sein und weitere Maßnahmen direkt umsetzen zu können. Gerade für ein junges Unternehmen wie Nirvan Javan stellt die Situation eine große Herausforderung dar. Wir planen aktuell Woche für Woche und haben unternehmerische Maßnahmen getroffen, um die Liquidität in den kommenden Monaten sicherstellen zu können. Was uns diesbezüglich Zuversicht gibt, ist das gut funktionierende politische System hierzulande, das sich aktuell von seiner progressiven Seite zeigt.

Wurde die Produktion von Brillen gestoppt oder reduziert?

Unsere Produktionen in China wurden nach dem Chinese New Year aufgrund des Coronavirus für drei Wochen komplett angehalten und danach langsam wieder hochgefahren. Der Lieferverzug hält sich jedoch in Grenzen. Bei unseren Produktionen in Japan sieht die Situation entspannter aus. Dort werden wir keine Produktionsverzögerungen haben.

Wie organisiert sich das Unternehmen für die kommenden Wochen?

Mit den bereits erwähnten Maßnahmen sind wir derzeit gut aufgestellt und können die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten. Schnelle Handlungsfähigkeit, klare Verantwortungen und eine bestmögliche Übersicht gilt es momentan sicherzustellen. Wie bereits erwähnt, befinden sich alle unsere Produktionspartner in Japan und in China, weshalb seitens der Produktion keine größeren Ausfälle erwartet werden. Aus unternehmerischer Sicht bereitet uns an dieser Stelle das Wegbrechen der Absatzkanäle mehr Sorgen – und die damit verbundene Unsicherheit. Wir stehen mit all unseren Partnern in regem Austausch, versuchen schnell und trotzdem überlegt zu reagieren.

Wie hält das Unternehmen Kontakt zu Kunden und Partnerunternehmen? Was kommuniziert es in diesen Tagen, und was nicht?

In einer solchen Zeit ist der stetige Austausch mit all unseren Partner extrem wichtig. Ebenso setzen wir auf Transparenz, denn nur mit allen wichtigen Informationen können wir die richtigen Schlüsse ziehen und schnell reagieren. Wir versuchen zudem bei der Flut an neuen Informationen das Relevante zu filtern, Ruhe zu bewahren und positiv zu bleiben.

Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie ein? Arbeitet Ihr Unternehmen an Strategien, wie den Konsequenzen entgegenzuwirken ist?

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen und nicht zuletzt aufgrund der Globalisierung eine komplexe Angelegenheit. Die Auswirkungen werden immens sein. Wir denken immer in verschiedenen Optionen und sehen natürlich auch gewisse Möglichkeiten, die sich ergeben könnten. Wie bei vergangenen Krisen ist der Schlüssel zum Erfolg vermutlich wieder die Geschwindigkeit der Anpassungsfähigkeit. Hier spielt in der heutigen Zeit die Digitalisierung eine große Rolle, diese als Chance zu ergreifen. Wir vertrauen auf eine starkes Team und starke Partnerschaften. Diese Krise können wir nur gemeinsam bewältigen. In diesem Sinne wünschen wir der Weltgemeinschaft viel Kraft und Zuversicht.

Die Interviews führte Angela Mrositzki.