Ein halbes Jahr Down Under: Auslandssemester in Australien

botanischer Garten Queensland University of Technology Brisbane
Im botanischen Garten an der Queensland University of Technology in Brisbane lässt es sich gut erholen.
© Meike Schneider

Im Rahmen des Moduls „Internationale Optometrie“ im Bachelorstudiengang Augenoptik/ Optometrie an der Hochschule Aalen ist den Studierenden möglich, ein Auslandssemester im sechsten Fachsemester zu absolvieren. Dies ist in erster Linie dem engen und langjährigen Kontakt von Frau Professor Dr. Anna Nagl, Auslandsbeauftrage und Studiendekanin im Masterstudiengang „Vision Science and Business“ mit den Partneruniversitäten in Australien zu verdanken. Meike Schneider und Nadja Jerg entschieden sich für ein Auslandssemester an der Queensland University of Technology (QUT) in Brisbane beziehungsweise an der University of New South Wales (UNSW) in Sydney.

Australien ist nach dem WHO Boxing System fortgeschrittener eingestuft als Deutschland. So werden auch das Diagnostizieren und Therapieren von gewissen Augenkrankheiten von den dortigen Optometristen erwartet. Das australische Studium wird mit dem Master of Optometry nach fünf Jahren abgeschlossen. Anschließend können sich die werdenden Optometristen registrieren lassen und bekommen somit die Erlaubnis, eigene Praxen zu eröffnen. Damit will die Regierung auch in abgelegenen Gebieten eine gute augenoptische Versorgung gewährleisten.

Deshalb legt das Studium den Schwerpunkt weniger auf das technische Know-How als auf den medizinischen Teil des Berufes. Der Ophthalmologe übernimmt im australischen Raum hauptsächliche die Rolle eines Chirurgen und Operateurs. Die diagnostische Vorarbeit, Beratung und Behandlung findet normalerweise beim Optometristen statt. Natürlich arbeitet ein Großteil später auch in üblichen Brillengeschäften, ähnlich wie in Deutschland.

Kelvin Grove Campus
Hier am KelvinGrove Campus fanden die optometrischen Vorlesungen statt (© Meike Schneider)

Studieren im Sunshinestate an der QUT

Die Metropole Brisbane an der australischen Ostküste ist mit fast drei Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Australiens und bietet mit der QUT im Bundesstaat Queensland die einzige Hochschule, an der Optometrie studiert werden kann. Die Universität besteht aus zwei Campi, Gardens Point im Herzen der Stadt (direkt angrenzend an den Botanischen Garten) und Kelvin Grove - hier finden die Optometrie-Vorlesungen statt. Praktischerweise pendelt ein Shuttlebus von morgens bis abends an fünf Tagen der Woche zwischen den beiden Campi hin und her; das sogar kostenlos. Zurzeit besuchen rund 50.000 Studierende die „University of the real world“, wie sie sich selbst nennt - 346 von ihnen studieren Optometrie.

Das Studium vor Ort

Down Under belegte die Studentin Meike Schneider Kurse zur Vertiefung ihrer Kenntnisse in Anatomie und Physiologie des Auges, Kontaktlinsenanpassung, Low Vision, Kinder-Optometrie und Augenerkrankungen. Es war ihr möglich, einen Einblick in die Campuseigene Klinik zu erhalten. Ab dem vierten Jahr lernen die australischen Studenten dort das Anpassen von weichen und formstabilen Kontaktlinsen. Die neu erlernten Fähigkeiten können sie erst an anderen Studenten und nach dem Bestehen des Moduls in der Campuseigenen Health-Clinic anwenden können. Hier arbeiten die Masterstudenten in ihrem letzten Jahr gemeinsam mit angestellten Optometristen und Philosophical Doctorates (Ph.D.) und behandeln Patienten. Der Ph.D. ist ein auf das Masterstudium aufbauender Abschluss, der in Australien unter anderem zur Dozententätigkeit befähigt.

Von pädiatrischer Optometrie über Kontaktlinsenanpassung bis hin zu Fällen von Glaukom und Makuladegeneration wird in der Klinik alles vorstellig. Neben Refraktion und Spaltlampenuntersuchungen können in den 20 Klinikräumen dank neustem Equipment auch Augenhintergrund- und Netzhautanalysen, Gesichtsfeldprüfungen, Farbtests und perimetrische Untersuchungen durchgeführt werden. Vor jedem Termin besprechen die Studenten den jeweiligen Fall mit ihrem Supervisor, bevor sie die jeweiligen Tests und Messungen eigenständig durchführen. Die Testergebnisse und das weitere Vorgehen werden wieder mit den zuständigen Dozenten besprochen und Entscheidungen gemeinsam getroffen. Die Vorstellung und Behandlung in der Klinik ist für die Patienten kostenlos. Für die Termine nehmen sich die Optometristen in der Regel eine Stunde Zeit, sodass dem Patienten alles in Ruhe gezeigt und erklärt werden kann.

Eingang der Helth Clinic in Brisbane
Der Eingang zur Health Clinic in Brisbane (© Meike Schneider)

 

Zusätzlich hatte Meike Schneider die Möglichkeit, im „Visual Optics and Contact Lens“ Labor der Einrichtung bei Projekten mitzuwirken. Während ihres Aufenthaltes konnte die gebürtige Sauerländerin bei wissenschaftlichen Arbeiten zu Themen wie Myopie Kontrolle oder Auswirkungen von UV-Strahlung auf das Auge mitwirken und über die Schulter schauen. Gerade Letzteres ist auf dem roten Kontinent ein sehr aktuelles und wichtiges Thema und doch steckt die Forschung zur Untersuchung der Einflüsse auf den vorderen sowie den hinteren Augenabschnitt laut Forschungsteam immer noch in den Kinderschuhen.

University of New South Wales und das Brien Holden Vision Institute

Das Auslandssemester in Sydney kombiniert das Besuchen von Vorlesungen an der UNSW und einer Projekt-/ Forschungsarbeit am Brien Holden Vision Institute (BHVI). Die UNSW gehört zu einer der führenden Forschung- und Lehr-Universität Australiens. Mit mehr als 59.000 Studierenden und einer 7.000 Mann starken Forschungsgemeinschaft gehört die UNSW zu den Top 100 Universitäten weltweit. Sie bietet eine umfangreiche Auswahl an Bachelor-, weiterführende-/ Master- und PhD- Studiengänge auf einem 38 Hektar großem Campus im südlichen Stadtteil Kensignton von Sydney an. Die „School of Optometry and Vision Science“ zählt zur Fakultät „Science”, eine von neun Fakultäten der UNSW.

University of New South Wales Sidney Campusbild
Der Campus der University of New South Wales (© Nadja Jerg)

Nadja Jerg besuchte die Vorlesungen „Disease of the eye“ und „Developing and Aging of the visual system“ aus dem dritten Studienjahr. Der Fokus bei „Disease oft he Eye“ liegt auf der Erkennung und Differentialdiagnose verschiedener Augenerkrankungen wie Trockenes Auge, Katarakt, Traumata oder Tumoren anhand von Krankheitsbildern. In „Developing and aging of the visual system“ wurde die Entwicklung und der Alterungsprozess des Auges detailliert unterrichtet.

Das eigenständige Planen, Durchführen und Auswerten einer Forschungsarbeit gehört ebenfalls zum Auslandsstudium in Sydney - so können die Studierenen erste Erfahrungen in der Forschung zu sammeln. Die Forschungsarbeit wird im BHVI durchgeführt. Dieses befindet sich im selben Gebäude wie die „School of Optometry and Vision Science“ auf dem Campus der UNSW. Das Institut wurde 1985 von Brien Holden (1942 -2015) als gemeinnütziges „Institute for Eye Research“ gegründet und 2010 in „Brien Holden Vision Institute“ umbenannt. Der Fokus liegt seither auf der Myopie- und Kontaktlinsenforschung. Die Studentin führte ihre Forschungsarbeit im Bereich der Kontaktlinse durch. Da das BHVI eng mit der „School of Optometry and Vision Science“ zusammenarbeitet, konnte neben der Forschungsarbeit an Studien der PhD-Studenten teilgenommen werden. Diese Studien erfordern mehrere Termine und sind teilweise sehr zeitintensiv. Sie ermöglichen den Studierenden verschiedene Messinstrumente kennenzulernen und einen Einblick in die Durchführung von Studien. Bei einer Voruntersuchung wird sichergestellt, dass das Auge des Probanden die Voraussetzung für die jeweilige Studie erfüllt. Während der folgenden Termine werden die erforderlichen Messungen durchgeführt und die notwendigen Daten erfasst.

Autorinnen: Meike Schneider und Nadja Jerg