DOZ-Diskussion beim Tag der Optometrie

Das Bild zeigt die Podiumsgäste der DOZ
v.l.: DOZ-Chefredakteur Ingo Rütten | Prof. Uwe Oberheide | Dr. Anne Seidemann | Christian Bartels | Dr. Andreas Berke
© Peter Magner / ZVA

Ohne bildgebende Verfahren – zum Beispiel mit einem OCT – geht heutzutage bei der Untersuchung der Netzhaut in der Ophthalmologie nichts mehr, lautete eine der beiden Thesen von Dr. Andreas Berke bei der Podiumsdiskussion des DOZ-Verlages beim Tag der Optometrie am 14.10.2018. Die Talkrunde bildete den Abschluss des Programms in München und war die Fortsetzung des Impulsvortrages von Berke, der als Schulleiter der Höheren Fachschule für Augenoptik Köln mahnte: „Bei der Interpretation der Bilder von bildgebenden Verfahren ist Skepsis angebracht, da es sich eben nur um rekonstruierte Bilder der Netzhaut handelt.“

Der DOZ-Verlag hatte in Dr. Anne Seidemann (Rodenstock), Optometrist Christian Bartels und Professor Dr. Uwe Oberheide von der TH in Köln neben Berke drei Experten eingeladen, die die Thesen des Schulleiters unter die Lupe nahmen. Einstimmiger Tenor: Berke hat Recht. In rund 40 Minuten diskutierten die Gäste darüber, welche Geräte für den Einsatz in einer optometrischen Praxis oder beim Augenoptiker geeignet sind – denn hier gilt es auch den Zweck des Einsatzes vorab genau zu bestimmen. Außerdem ging es natürlich um die nötige Erfahrung des Anwenders und nicht zuletzt um die möglichen Hilfen bei der Bildinterpretation. „Wir setzen diesbezüglich auf Telemedizin, ein mit einem Partner realisiertes Angebot unsererseits, das der Kunde dazu kaufen kann“, erklärte Dr. Seidemann, die bei Rodenstock in der Forschung tätig ist.

Nicht immer auf das Neueste setzen

Was in Zukunft noch rein technologisch auf dem Gerätemarkt möglich sei, vermochte auch Professor Oberheide nicht zu beantworten. Er riet den interessierten Fachleuten im Publikum jedoch dazu, nicht unbedingt auf das neueste und damit oft teuerste Gerät zu setzen. „Die heutigen Geräte können unglaublich viel, auch wenn sie in einigen Jahren nicht mehr der neuste Stand der Technik sein werden.“ Ohnehin, da war sich die Diskussionsrunde einig, müsse der Optometrist seine Grenzen kennen, denn längst nicht alles, was ein bildgebendes Verfahren in Erfahrung bringen kann, darf der Augenoptiker und Optometrist ans Tageslicht befördern; Stichwort: Diagnose.

Die Zusammenarbeit mit dem Opthalmologen sei jedoch durch den Einsatz hochmoderner Technik leichter und zielführender. Das bestätigte auch Bartels, der zuvor schon in seinem Vortrag zur Preisakzeptanz von optometrischen Dienstleistungen aufgezeigt hatte, dass Screening und optometrische Untersuchungen nicht nur den Gewinn des Augenoptikers steigern, sondern auch die Kundenbindung stärken können. Erfahrung und Know-Know-how seien dabei das A und O, um die Technik richtig nutzen zu können. Natürlich spielt dabei auch die Software und die gegenwärtig unvermeidlichen Algorithmen eine Rolle, die es ermöglichen, dass der Anwender von seinem Gerät bereits eine Befundung der Patienten- und Kundennetzhaut erhält. Vorsicht sei in dieser Hinsicht geboten, meinte unter anderem Dr. Berke: „Der Optometrist muss entscheiden, was er sieht, nicht das Gerät.“